Ascendere…descendere
(v1.0) Die Überschrift bedeutet jetzt nicht, das hier und heute ein weiterer, längerer Beitrag entsteht, wo man sich erst einmal durchzuwühlen hat, um zu verstehen, dass die alte Ordnung nur eine Fiktion in sich und ihr Großteil infrage zu stellen ist, will man aus der Nummer raus.
Das funktioniert für den Einzelnen dann, wenn ihm klar ist, dass sich das System aus seinen gewohnten Denk- und Verhaltensmustern ergibt und davon abgeleitete Konventionen und Wertvorstellungen.
Damit hat er es selbst in der Hand und es gibt keine anderen mehr, die erst „weg“ oder gegen andere ausgetauscht werden „müssten“. Was ihm noch im Weg steht, ist er letztlich selbst besser die Unkenntnis über den Unterschied zwischen Mensch (an sich) und Person (Rolle, die der Mensch spielt).
Dabei reicht es nicht aus, es nur zu wissen, sondern hat das Wissen auch Konsequenzen, wenn er es verstanden(!) und es damit auch fundamentale Auswirkungen auf seine Denk- und Verhaltensmuster und damit auch auf seine Einstellungen zum Bisherigen hat.
„Das Alte wiederholt sich solange, bis es von seinen Prinzipien her infrage gestellt wird. Gewohntes Austauschen von Inhalten, während die Prinzipien dahinter unangetastet bleiben, ist reine Augenwischerei.“
„Wir wollen keine neuen Welten. Wir wollen Abbilder.“ „Snow“, Solaris, 2002
Durch Infragestellung des Systems versetzt sich der Mensch auch in die Lage, den Dingen und Sachverhalten andere, als übliche Bedeutungen zu verleihen, was ihm mit Hilfe veränderter Fragestellung gelingt.
Da es dabei auch um die Rückkehr zum Denken geht, macht es keinen Sinn, etwas vorgeben zu wollen, was er gewohnt wieder nur auswendig zu lernen hätte.
Auch geht es bei dem ganzen Brimborium darum, die gewohnte Rolle des untergebenen Opfers wieder abzulegen, die ihm mit der gewohnten Erziehung in der Kindheit von seinesgleichen „angediehen“ wurde.
Nur eine recht kurze Zeit davor, war er frei in seiner Entwicklung, bis man sich „gewohnt(!)“ seiner annahm, um ihn auf den „Ernst des Lebens“ vorzubereiten, eine Rolle, über die nicht wirklich gesprochen wird: Die des auf Belohnung hoffenden, gehorsamsbereiten und auf Entsprechung gedrillten Sklaven (Neudeutsch: Arbeiter, Angestellter, Facharbeiter, Personal etc.).
Was die Sache für den Einzelnen problematisch erscheinen lässt, ist dass jeder diese Erkenntnis für sich selbst zu realisieren hat, dass er einen langen Zeitraum einer Märchenstunde auferlegen ist, was zu akzeptieren für so manchen unmöglich erscheint.
„Wenn der Gegner an der Wand steht, wird damit die Investition des Opfers und dadurch auch seine Intelligenz in Frage gestellt. Niemand kann das akzeptieren… nicht mal sich selbst gegenüber.“ (Anmerkung: Der Gegner an der Wand ist das Opfer selbst.) Revolver, 2005
Der Punkt der Einsicht lässt sich nur dann problemlos überwinden, wenn man die Einstellung mitbringt, dass es um die eigene innere Entwicklung geht, die – wie oben beschrieben – auch Konsequenzen zur Folge hat.
Die Angst vor dem „Nichts“ soll den Akteur sich selbst in Grenzen halten. Das Nichts ist jedoch auch nur eine Erfindung des Menschen.
Das Nichts steht letztlich für den Verlust von allem – einschließlich dem Verlust des Lebens.
Der Glaube an das Nichts soll jedoch nur vorgaukeln, dass alles „alternativlos“ und deswegen auch „ernst“ erscheint, was ist, wo Möglichkeiten schon mal in der Weise vordefiniert werden, dass die Alternativlosigkeit klar zum Ausdruck gebracht und alles andere als „Utopie“ und „Spinnerei“ abgetan wird.
Alternativlosigkeit ist ein Kennzeichen von Herrschaftssystemen, wo nach Möglichkeit jeder seinen Platz darin finden soll, während er sein eigenes kleines Fürstentum dem „großen Bruder“ unterstellt, in der Regel die Institution „Familie“ und davor, seine aus gewohnter Erziehung hervorgegangene Selbstunterwerfung unter seine eigenen Denk- und Verhaltensmuster, siehe: der Esau-Segen.
Das Kino, was früher mehr oder weniger nur als Unterhaltungsmaschinerie daherkam, vermittelt seit längerer Zeit den Gesellschaftsteilnehmern doch mal selbst mit dem Denken zu beginnen, statt gewohnt nur zu konsumieren.
„Nur das Opfer sagt, dass man ja sowieso nichts tun könne, während es seiner eigenen Entwicklung damit aus dem Wege zu gehen versucht.“
Dabei ist es wissenswert, dass die meisten erkannten „Probleme“, über die sich weiträumig ausgetauscht, mitunter auch „das Maul verrissen“ wird, nur Symptome sind.
Das System der alten Ordnung, nährt sich vom Nichtdenken – vom Nichtdenken des Menschen über sich und seiner wesentliche Aufgabe. Was ihm geschieht, ist das, was er durch seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster selbst sät.
Und wenn die Vorstellung herrscht, es müsste für jeden „einfach“ sein, so irrt er sich. Dies jedoch nur, weil er an seinen Denk- und Verhaltensmustern festzuhalten meint, einst entstanden aus seiner Erziehung.
Ich schreibe das aus dem Grund, damit dem Einzelnen klar wird, was er da tatsächlich in Händen hält, statt gewohnt nur zu klagen, zu jammern und sich zu beschweren, was nur ein scheinbares Tun ist, ebenso wie demonstrieren und „spazieren gehen“.
Natürlich erscheint es „schön“, wenn man viele „Mitstreiter“ um sich hat, die ebenso denken und dass man nicht allein ist, wenn die „Ungerechtigkeit“ sich offen zeigt.
Die darauf geforderte Gerechtigkeit ist jedoch nur eine Illusion. Das erkennt man jedoch nur, wenn man sich mit dem System auseinandergesetzt hat.
Was da mitunter weiträumig als „System“ gemeint wird, ist es jedenfalls nicht… und schon gar nicht irgendwelche Akteure, die dann an allem Schuld sein sollen.
Wer also das System „hinter sich bringen“ mag, wird nicht umhinkommen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Es wird keine „Führer“ oder „Erlöser“ geben, die dies für alle tun werden – eben weil es ein individuell-geistiger Akt ist.
Ein Hinweis für all jene, die das „Problem“ mit einem Umzug ins „Ausland“ zu lösen meinen: das System findet sich in den gewohnten, „alternativlosen“ Denk- und Verhaltensmustern der Akteure selbst.
Allen Lesern erholsame Tage.