Eine Angelegenheit von persönlichem Interesse
(v1.5, kleinere Korrekturen) Ihr persönliches Interesse? So mancher meint, ich müsse ja selbst erst einmal… und ich würde der Gesellschaft „die Schuld“ geben, was nur einer gewöhnlichen Denke entspringt, gerade weil es doch darum geht, Schuldzuweisung und andere Verdrängungskonzepte hinter sich zu lassen.
Wem fällt schon auf, dass ich mir die meisten Fragen bereits beantwortet habe, eben weil es erheblich einfacher ist, sich mit Prinzipien auseinanderzusetzen, als üblicherweise mit Inhalten und deren Verifizierung.
In der Geschichte kann man immer weiter und weiter fragen, welche Kekse kurz vor dem Prager Fenstersturz zum Kräutertee gereicht wurden, wer sie gebacken hat, woher das Getreide dafür kam, von wem es geerntet wurde und wie dieser aufgewachsen ist usw. usf.
Das ist wie die Suche nach dem kleinsten Teilchen, während das große Ganze nicht erkannt wird – besser: das, was dahinter wirkt, wenn man die Betrachtung des üblichen Personenspektakels hinter sich lässt.
Da man niemandem vorschreiben kann, was für ihn „gut und richtig“ sein soll, so bleibt – um dennoch etwas darzulegen – meist nur der Weg, über dieses Denken und damit verbundene Vorstellungen hinauszugehen. Die Gedanken werden hierbei automatisch abstrakter.
„Abstrakt“ erscheint etwas jedoch nur solange, wie man sich eben nicht damit auseinandersetzt. Es geht im Wesentlichen um eigenständiges Denken, statt gewohntem Reagieren.
Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Leute, die gewohnt sind, dass andere für sie das Denken übernehmen und bei der ersten Gelegenheit „Kreuzfeld-Jakob-Symptome“ zum Besten geben, wenn ihnen bspw. Plakate mit Gesichtern und Parolen vorgehalten werden – so, als ob es das „Normalste“ auf der Welt sei.
Übrigens: Lassen Sie sich nicht von den süßen Worten ihrer angebeteten Führerpersönlichkeiten einlullen, denn bisher hat sich eines gezeigt: Es geht stehst nahtlos weiter.
Das Beste ist demnach, selbst mit dem Denken zu beginnen, statt sich gewohnt weiter im Klagen, Jammern und Beschweren zu üben, was nichts bringt, außer dass dadurch nur der eigene Leidensdruck ansteigt, für den man dann anderen gewohnt die Schuld zu geben meint, möglicherweise auf der Straße, was die Situation zusätzlich verschärft.
Gewohnte Politik dreht sich ebenfalls in einem Kreisverkehr, der sich aus oppositioneller Kritik und zukünftiger Machtergreifung zusammensetzt – bepackt mit der Vorstellung, was für das Volk „gut und richtig“ sein soll, während dies nur seinen auserkorenen Gladiatoren zuzujubeln meint. Insgesamt reicht dieses Tamtam jedoch nicht wirklich aus, weil sich nur im gewohnten Rahmen bewegt wird. So am Rande.
Schaut man sich bspw. das Spektakel IN Frankreich an, so fällt kaum jemandem auf, dass „dort“ die selben Denk- und Verhaltensmuster herrschen. Eine Masse geht auf die Straße, um gegenüber ihren „ungerechten Betreuern“ zu demonstrieren, statt zu beginnen, sich eigene Gedanken zu machen, wie es denn mal laufen kann, allem voran um das System zu verstehen, was sichtlich überall dasselbe ist.
Das ganze Polit-Spektakel wird von der eigenen Bevölkerung finanziert, während erwartet wird, dass alles zum Wohle des Volkes geschieht.
Im Kern geht es jedoch nicht darum, wen man wählt, der dann – in gleißender Retterrüstung – zum Wohle des Volkes, für alle „die Kohlen aus dem Feuer holt“, sondern indem man das Wählen vom Prinzip her lässt. Die Kenntnis über das System ist in jedem Fall vonnöten, um diesen Schritt zu verstehen.
Mit den üblichen Mitteln gelangt man nicht aus dem System. Das Übliche kann man sich alles getrost ersparen. Zunächst ist das Denken angesagt. Vielleicht kommt grade die Frage auf: Wer sagt denn, dass man aus dem System raus muss?
Weil das System die Grundlage für alles menschliche Denken und Handeln bildet und es nichts nutzt, nur die „Ungerechten“ gegen „Gerechte“ auszutauschen – also gewohnt nur inhaltliche Lösungen anzustreben, statt prinzipielle.
Erziehung im Haben sorgt dafür, dass sich der Mensch mit Dingen „zustellt“, was ihn selbst dann daran hindert, sich vor allem menschlich zu entwickeln, während er möglicherweise versucht, andere gleichzeitig „bekehren“ zu wollen.
Der wesentliche Prozess besteht jedoch darin, sich selbst neu zu (er)finden.
Zunächst: Gleich was Ihnen ihr Kopf sagt, sie müssten erst einmal „woanders“ oder „bei anderen“ etwas bewerkstelligen, beginnt der richtige Schritt stets bei einem selbst – nämlich an sich zu arbeiten.
Das bekommt man jedoch erst über die Zeit hinweg heraus, je mehr man sich mit der eigenen Situation und damit verbundener eigener Teilhabe daran auseinandersetzt.
Es geht eben NICHT darum, die Schuld gießkannenartig zu verteilen, was übrigens typisch für das Vorhandensein einer Opferhaltung ist.
Zudem ist es notwendig, den Weltschmerz, die typische „German-Angst“ abzulegen.
„Mit den komplementären Stereotypen German Angst (englisch, etwa: „typisch deutsche Zögerlichkeit“) und German assertiveness (etwa: „typisch deutsche Überheblichkeit“) werden als charakteristisch empfundene, gesellschaftliche und politische, kollektive Verhaltensweisen der Deutschen bezeichnet.
Der Begriff Angst, der sich ähnlich wie Weltschmerz in der englischen Sprache eingebürgert hat (Germanismus), bezeichnet hier entweder eine generalisierte Angststörung, eine unbegründete diffuse Furcht oder ein nur ostentativ vorgetragenes „Leiden an der Welt“. Das auf den deutschen und niederländischen Sprachraum beschränkte Substantiv „Angst“ wurde 1844 von Søren Kierkegaard in die philosophische Diskussion eingeführt, ist also nur über die etymologische Wurzel „typisch deutsch“. „German Angst“, Wikipedia
Wenn Machtausübung, bepackt mit wohlwollender Gewährung von Privilegien und anerzogene Gehorsamsbereitschaft und der Hoffnung für Entsprechung belohnt zu werden, aufeinandertreffen, entwickelt sich daraus ein in sich laufendes System, was mit vom Menschen geschaffenen Regelwerken geregelt und mit den üblichen anerzogenen Wertvorstellungen aufrechterhalten wird, die einem in der Kindheit – neben Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung in der Familie anerzogen wurden.
An dieser Stelle mag ich auch darauf hinweisen, warum ich ab und zu aus meiner Kindheit schreibe, weil ich in vielen Gesprächen festgestellt habe, wie sehr sich die Erziehungsmethoden – besser: die Ergebnisse daraus ähneln, vor allem was die sich daraus entwickelten Denk- und Verhaltensmuster angeht, die in der Regel auch zur selben Organisationsform „Hierarchie“ führen.
Letztlich muss man nicht einfach nur „weit genug“ denken, sondern „lediglich“ das Bisherige infrage stellen.
Wissen Sie warum ChatGPT in mancher Hinsicht von Vorteil ist? Weil nach einer halben Minute kein „Ja, aber…“ kommt oder jemand sich gezwungen sieht, ins Internet zu gehen, um die gerade gehörte Aussage sofort zu prüfen, ob sie überhaupt wahr ist. Ich schreibe nicht Wahrheit, weil das nochmal eine ganz andere Nummer ist.
Eine wahre Aussage mit der Wahrheit gleichzusetzen, führt zur irrigen Annahme, jemand würde, bzw. könne über die Wahrheit verfügen, gefolgt vom üblichen Gezänk um Macht und (Be)Deutungshoheit. So nebenbei.
„Am Leben zu sein, bedeutet Geister zu kennen. Das Imperium fürchtete Hari, weil er die Zukunft vorhersehen konnte. Doch in Wirklichkeit tat er nichts anderes, als die Vergangenheit neu zu beurteilen.“ „Salvor Hardin“, Foundation, 2021
Wie bereits erwähnt, wird das Grundgerüst des Systems in der Institution „Familie“ durch gewohnte Erziehung – und weil man keine andere Vorgehensweise kennt – etabliert. Denn es war ja schon immer so.
Und aus der Gewohnheit heraus ist Gewohntes am einfachsten zu vermitteln, da muss auch nicht viel gedacht werden.
Solch eine Konditionierung ist jedoch nicht als einmalig und abgeschlossen zu sehen, sondern kann durch eigene Auseinandersetzung mit dem System verändert werden: Der Mensch, der sich in freier Entscheidung selbst umkonditioniert.
Denken ist überhaupt so eine Angelegenheit, wenn die Autoritäten selbst schon unter der Fuchtel der Fremdbestimmung aufgewachsen sind und so nur ihren Gewohnheiten „frönen“, wenn sie von „Erziehung“ sprechen.
„Wenn du die Wahrheit rausfinden willst, niemand sagt dir je die Wahrheit. Alle erzählen dir nur ihre Version. Also, wenn du die Wahrheit willst, gibt’s nur eins: Geh‘ los und such‘ sie! Tatsächlich ist das, wo die wahre Macht liegt, in deiner Entschlossenheit, hinter die Fassade einer Story zu sehen, jeder Story. Und solange du weitersuchst, bist du eine Gefahr für sie. Genau davor haben die Angst – vor dir. Es dreht sich alles um dich.“ „Julian Assange“, Inside Wikileaks, 2013
Wie gesagt: Wahrheit ist nochmals etwas anderes, als wahre Aussagen.
Ich erwähne das mit der Erziehung, damit der Leser möglicherweise auch über seine Erfahrungen reflektiert, um evtl. Ähnlichkeiten zu erkennen.
„Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst du das, was ich will.“
Wenn man Muster erkennt, hat die Sache „System“. Es ist von Bedeutung sich Gedanken über das System zu machen, IN dem man lebt, um auch zu erkennen welche Anstrengungen unternommen werden, damit der Eindruck von „Normalität“ weiter gewahrt bleibt. Sogenannte „Unruhestifter“ und „Querdenker“ werden mediengerecht als Feinde präsentiert, stigmatisiert und ausgegrenzt.
„Wenn Veränderung die einzige Konstante ist, steht ihr die anerzogene Verhinderung der Entwicklung des Menschen gegenüber.“
Schließlich geht es darum, dass der „Status Quo“, erhalten bleibt – sowohl seitens der „Herren“ (wohlwollende Machtausübung) wie auch seitens ihrer „treuen“ Untergebenen (in der Hoffnung auf Belohnung für „systemgerechtes“ Verhalten).
Die einen bestimmen, was für ihre Anhänger „gut und richtig“ sein soll, während sich die Anhänger auf arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben konzentrieren, während sich ein kleiner Rest mehr oder weniger sichtbar nur „geldlich“ daran beteiligt.
Aus diesem Grund ist jedes zurechtgebogene Leben in der Regel nur ein weiteres für den Fortbestand des Systems.
Das System ist jedoch alles andere als perfekt. Es erscheint nur so, da alle empfindlichen Systemkipppunkte hinter Tabus und Warnhinweise versteckt sind.
Wer kennt nicht die Aussage: „Wir wollen, dass ihr es mal besser habt, als wir…“, während nur so weitergemacht wird wie bisher, also der anerzogene Glauben an das Haben und wo gleichfalls die Bedingung herrscht „… solange ihr so seid, wie uns das gefällt.“
Die Verquickung dieser beiden Bedingungen ist für eine gewohnte Gesellschaft tödlich, da – von Generation zu Generation weitergegeben – das Niveau immer weiter sinkt, was – meines Erachtens – durch Technologie dann kompensiert werden soll.
Letztlich geht es nicht gewohnt um Details von Details, sondern um die Prinzipien, die das System ausmachen.
Geschichte ist interessanter, wenn man nach ihren Mustern (Kriege, Eroberungen, Holocausts usw.) schaut und sich fragt, welche Denk- und Verhaltensmuster des Menschen dafür verantwortlich sind.
Gewohnt ist der Fokus auf Geld und Haben gerichtet, während dem Gläubigen nicht klar ist, dass ihm das Geld gar nicht gehört, sondern er lediglich am Geldsystem teilnehmen darf, während der Glaube an den Wert von Geld und Arbeit ebenfalls nur anerzogen ist.
Die Vorstellung zum einen, dass einem das Geld gehören würde, sorgt auf der anderen Seite dafür, dass es auch wieder verlustig gehen kann. Auch darüber ist der gewohnte Denker fremdbestimmbar.
„Man kann Macht über andere Menschen ausüben, solange man ihnen etwas gibt. Nimmt man einem Menschen aber alles, dann hat man seine Macht über ihn verloren.“ Aleksandr Solzhenitsyn
„Das Tolle an Gefühlen ist, sie sind viel einfacher zu kontrollieren, als Fakten. In meiner Matrix hat es sich gezeigt: Je mieser wir euch behandeln, je mehr wir euch manipulieren, desto mehr Energie produziert ihr. Iss irre.
Ich stelle seit meiner Übernahme jedes Jahr Produktivitätsrekorde auf. Und das Beste ist: Null Widerstand.
Die Leute bleiben in ihren Potts. Zufriedener als Schweine in ihrer Scheiße.
Der Schlüssel zu alldem: Sie… und sie. Ihr sehnt euch still nach dem, was ihr nicht habt. Und das was ihr habt, fürchtet ihr zu verlieren.
Für 99,9% eurer Art, ist das die Definition von Realität. Sehnsucht und Furcht, Baby. Da gibt man jedem, was er will, oder?“ „Analytiker“ zu „Neo“, Matrix Resurrections, 2021
Wer also im Haben aufgewachsen ist, und immer danach beurteilt wurde, was er „hat“, tut sich natürlich schwer zu erkennen, dass er sich da hat „aufs Glatteis führen lassen“. Denn durch die Vorstellung, ihm würde etwas gehören, wird er erst fremdbestimmbar.
Bei allem darf die Geburt nicht vergessen werden, wo ebenfalls die irrige Vorstellung herrscht, dass das, was sich da zur Welt bringt, einem gehören würde und so nur zur üblichen „befleckten Empfängnis“ verkäme, was es ja noch tut.
Das Leben beschenkt sich lediglich selbst. Auch an diesem Punkt sind zwei Systeme erkennbar: Der Mensch im Leben, der weiß, dass niemandem etwas gehört und der Mensch, der sich für seine Person hält und in einer von ihm geschaffenen Illusion lebt.
Schaut man sich nun das Gleichnis von Esau und Jakob an, so ist „Jakob“ (Anmerkung: Das „Ich“ des Menschen, das Etikett für Denk- und Verhaltensmuster) doch nicht so gut damit bedient, dass er im Rahmen seiner Täuschung alles Dingliche geerbt hat, ebenso all jene, die heute noch daran zu glauben meinen.
Wenn der Mensch (Esau) nun die Aufgabe hat, sich aus dem Joch seines „Bruders“ Jakob zu befreien, so ist der erste Schritt, dass er ein „Ich“ hat und nicht einfach sein „Ich“ ist.
Die üblichen Medien sollen mit allem möglichen Tamtam den geistigen Zustand der Gesellschaft und damit auch das System selbst aufrechterhalten.
Der wesentliche Mechanismus der „Wirtschaft“ beruht dabei auf dem anerzogenen Glauben an den Wert von Geld, Arbeit, Produkten, Dienstleistungen, Ressourcen usw., während sich die gewohnten Teilnehmer nur gegenseitig die „Butter vom Brot nehmen“ und andere sich vom Unvermögen der Masse dies zu erkennen, solange „einen netten Tag machen“.
„Die Wenigen, die das System verstehen, werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, dass aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, mental unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne zu mutmaßen, dass das System ihren Interessen feindlich ist.“ Rothschild, 1863
Somit existiert ein klarer Hinweis und ein Aufruf zu handeln, dem ein Um- und Weiterdenken vorausgeht, damit man versteht, was das „System“ überhaupt ist.
Ich schreibe das, weil so mancher nur allzu gern von „System“ spricht, während er dann nur „Bösewichte“, „Eliten“, „Politiker“ und ihre „vermaledeiten Taten – im gewohnten Feindbild-Modus“ – zu kritisieren meint und sich unwissentlich selbst als Systemteilnehmer „outed“.
Es geht darum, in freier Entscheidung über sich hinauszuwachsen. Der gefühlte Widerstand und das wilde Herumfuchteln mit dem Zeigefinger, auf der Suche nach den Schuldigen für den eigenen Gemütszustand sind Aktionismen, um sich weiter davor „schützen“ zu wollen, da Veränderungen stets mit Veränderungen der eigenen Denk- und Verhaltensmuster einhergehen.
Dabei reicht es nicht, nur die „Ungerechten“ gegen „Gerechte“ auszutauschen. Tauschen, täuschen. Denn:
„Es ist leicht, Leute zu belügen, die sich schon selbst belügen.“ „Mysterio“, Spider-Man – Far From Home, 2019
So mancher fragt mitunter, warum das alles so lange dauert. Das liegt einfach daran, dass sich kaum jemand selbst eingestehen mag, sich bisher geirrt zu haben, was nur deswegen so dramatisch erscheint, da ihm im Grunde seine eigene, individuelle und eigenverantwortliche Entwicklung sozusagen „vergessen“ wurde.
„Zwar unterwerfen sich die Menschen am Anfang unter Zwang und mit Gewalt; aber diejenigen, die nach ihnen kommen, gehorchen ohne Bedauern und tun bereitwillig, was ihre Vorgänger getan haben, weil sie es mussten.
Deshalb sind Männer, die unter dem Joch geboren und dann in der Sklaverei genährt und aufgezogen wurden, damit zufrieden, ohne weitere Anstrengung in ihren ursprünglichen Umständen zu leben, ohne sich eines anderen Zustandes oder Rechts bewusst zu sein und den Zustand, in den sie geboren wurden, als ganz natürlich anzusehen.
… der mächtige Einfluss der Sitte ist in keiner Hinsicht zwingender als in dieser, nämlich der Gewöhnung an die Unterwerfung.“ Aus: Die Politik des Gehorsams: Der Diskurs der freiwilligen Knechtschaft“, Étienne de la Boétie, 1530-1563
Das Nichteingestehen, sich möglicherweise geirrt zu haben, scheint mir auch der Grund für das viele Warten zu sein, möglicherweise verbunden mit der Hoffnung, auf eine „gewohnte“ Lösung, wo alles inhaltlich anders wird, während es vom Prinzip her weiter so bleibt. Man erkennt hier zwei Ebenen.
Ich kann hier nur empfehlen, sich selbst auf den Weg zu machen, um das System verstehen zu wollen, was nichts damit zu tun hat, die „Anderen“ nur noch heftiger zu kritisieren und ihnen noch mehr Schuld zuschieben zu wollen, was einmal mehr nur ein Hinweis auf eine Opferrolle wäre.
„Eins habe ich gelernt in den letzten sieben Jahren: In jedem Spiel gibt es immer einen Gegner und ein Opfer. Der Trick besteht darin zu erkennen, wann man das Opfer ist, damit man zum Gegner werden kann.“ Revolver, 2005
Und bevor sich anschließend, gesteuert von den eigenen Denk- und Verhaltensmustern, der üblichen Feindbildprojektion bedient wird:
„Etwas wie einen äußeren „Feind“ gibt es nicht. Egal, was die Stimme in ihrem Kopf ihnen sagt. Alle Feindbilder, die wir haben, sind nur Projektionen des „Ichs“, als der Feind selbst.“ Dr. Deepak Chopra, M. D., Revolver, 2005
Wer sich also auf den Weg macht, das System verstehen zu wollen, kann im Grunde genommen auch alles was er bisher an Denk- und Verhaltensmustern gelernt hat, getrost zur Seite legen. Der Verstand erzählt einem stets nur was von gestern.
Man kommt nur aus der Nummer heraus, wenn man über das System und damit auch über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster reflektiert. Warum?
Entstanden im Rahmen gewohnter Erziehung und später unbetrachtet (Gewohnheiten), verkörpern die Denk- und Verhaltensmuster das System.
In einer Menschenmenge gehen sie in Wechselwirkung mit anderen Teilnehmern und es entwickelt sich daraus der Gruppenzwang, in Richtung Entsprechung – auch Gleichschaltung genannt.
Auf diese Weise entsteht so etwas wie ein „großer Bruder“ mit der Irrung, dass eine Mehrheit bestimmen würde.
„Mehrheit steht nicht für Richtigkeit, sondern nur für Mehrheit.“
Über die Jahre hat sich so gezeigt, dass es sich bei der großen Mehrheit der Aufklärer letztlich doch nur um Systemteilnehmer handelt. Heute deutlich erkennbar, dass sich weiter nur mit täglichen Geschehnissen in gewohnter Art und Weise auseinandergesetzt wird.
Es erscheint demnach einfacher, sich weiter an den Gewohnheiten festzuhalten. Vermutlich wird nicht verstanden, worum es im Kern geht, was auch verständlich ist, weil es anerzogen ausgeblendet wird.
Ein anderes Phänomen ist der öffentliche Umgang mit „wahren“ Aussagen. „Corona“ hat gezeigt, dass in dem ganzen Informations- und Meinungswust mindestens einmal eine wahre Aussage zum Besten gegeben wird.
„Lassen sie mich auch nochmal zur Krankheit Folgendes sagen. Alles, was wir bisher aus… von dieser Krankheit gelernt haben, die wir wirklich erst seit wenigen Wochen kennen, ist dass rund vier von fünf Menschen, die mit dem Virus infiziert werden, nur leichte Symptome haben oder gar keine Symptome.
Also vier von fünf, wird den wird diese Krankheit mehr oder weniger spurlos vorbeigehen. Sie haben wirklich vielleicht nur leichte Schnupfensymptome. Manche werden eben gar keine Symptome haben. Das liegt daran, dass es eigentlich gar keinen Erreger gibt… ganz, ganz…
Ich persönlich kenne nur einen Erreger, das ist das Maul- und Klauenseuchevirus, bei bei Wiederkäuern, dass bei jedem Tier, was infiziert wird, auch eine klinische Symptomatik macht. Aber das gibts… die meisten Erreger machen das eben nicht, sondern viele werden einfach nur infiziert, merken es gar nicht, bilden aber dann eine Immunität aus.
Das ist der Grund, das eben auch jede Epidemie und Pandemie irgendwann mal zum Stoppen kommt…“ Lothar H. Wieler, Leiter des RKI, 13.03.2020 (ab Minute 10:30)
Was habe ich mir da mitunter in so manchem Kommentar anhören müssen? „Das hat der Wieler NIE gesagt!“
Wegen gesellschaftlich wirkender Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung:
„Es ist keine Pandemie dafür nötig, dass sich die Menschen impfen lassen… nur die Angst vor einer Pandemie.“ „Wilson Wilson“, Utopia, 2013/14
Falls Sie denken, dass Kino sei ja nur Fiktion, dann „schauen“ Sie sich das System an IN dem Sie leben.
Erst neulich schrieb jemand sinngemäß etwas von „System und die bösen Jungs“. Ich schrieb ihm: „Wenn Du wüsstest, was das System ist, wärst Du darüber entsetzt, in welcher Art und Weise Du mit ihm in Verbindung stehst.“
Das fand er natürlich nicht gut. Doch genau das ist der wesentliche Hinweis- und Vorstoßpunkt.
Da kann man sich auch die Sehnsucht nach „Erlösern“, „Führern“ und „Heilsbringern“ gut verstehen, die wieder alles richten – natürlich im Sinne des gewohnten Gestern und Vorgestern, worüber es gewohnt noch zu streiten gilt, welches Gestern ab morgen „für alle gut und richtig“ sein soll.
Früher war alles besser. Ist das wirklich so? Woher kommt diese Haltung? Vielleicht, weil es in der Kindheit besser gewesen ist, auf das zu hören, was jene in der Rolle der Väter und Mütter von sich gaben, wenn man entspannt durch die Wochen kommen wollte?
„Ist Realität, die auf Erinnerungen beruht, nicht bloß ’ne Fiktion?“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021
„Nichts lindert Ängste besser, als ein Hauch Nostalgie.“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021
„Wenn gestern alles besser gewesen sein soll, ist dann das Heute aus Sicht des Morgen nicht letztlich auch ein Gestern?“
Wenn in der Kneipe ein Schild hängt, auf dem steht: Morgen gibt es Freibier. Auf wie viel Freibier meinen Sie zu hoffen?
Nachtrag:„Nehmen Sie einmal den Fall eines Völkermordes. Da beschließt ein eiskalter Diktator fünf sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder umbringen zu lassen. Dafür braucht er doch mindestens eine Million Komplizen, Mörder und Henker. Wie macht er das, dass man ihm gehorcht?“
„Indem er die Verantwortung auf viele Leute verteilt. Ein Diktator braucht einen funktionierenden Staatsapparat. Das heißt, er braucht Millionen von kleinen Funktionären, von denen jeder eine anscheinend unbedeutende Aufgabe wahrzunehmen hat. Und jeder von ihnen wird diese Aufgabe ausführen – mit Kompetenz – und ohne Bedenken. Und niemand wird sich klarmachen, dass er der millionste Teil eines grausamen Verbrechens ist.
Die einen werden die Opfer verhaften. Sie haben nur den Befehl ausgeführt, jemanden festzunehmen. Andere verantworten den Transport in die Lager. Und dabei haben sie nur ihren Beruf als Lokomotivführer ausgeführt. Und der Lagerkommandant, der die Pforte hinter den Opfern zuschlägt, tut seine Pflicht wie ein gewöhnlicher Gefängnisdirektor.
Natürlich werden die Mörder und Henker am Ende der Kette besonders ausgesucht. Aber den einzelnen Gliedern der Kette macht man den Gehorsam so einfach wie möglich.“ Dialog „Staatsanwalt Henri Volney mit Prof. David Naggara“, I wie Ikarus, 1979
Nachtrag 2: „Wenn etwas „System hat“, heißt das noch lange nicht, dass man weiß, was das System ist.“