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Grauzone „Probezeit“

Lesezeit: ca. 8 Minuten

Arbeiten bedeutet in der Regel für die meisten „Geld verdienen“ und dass zu tun, was andere von ihnen wollen.
Dabei bleibt die eigentliche Aufgabe, damit verbundene Zuständigkeit (Verantwortung und Handlungsbefugnisse) nicht selten als mündliche Vereinbarung und gesprächsbegrenzt geltende Verordnung im alltäglichen Dialog im Raume stehen.
Nicht selten entstehen im täglichen Miteinander „Grauzonen“, für die sich plötzlich niemand zuständig fühlt und entsprechende Informationen für ein entschiedenes Handeln schlichtweg fehlen.

„Das liegt darin, dass der Mensch im Glauben ist, dynamische Systemstrukturen durch statische und künstlich geschaffene Gesetzmäßigkeiten willkürlich beherrschen zu wollen.“

Doch mit der Einstellung trägt der Einsteller die Verantwortung für jegliches Handeln des Mitarbeiters – auch für jenes, dass als „nicht wirtschaftlich“ abgetan wird.
Im Kern offenbart sich in solchen Fällen durch das Handeln des Mitarbeiters, der Mangel in funktioneller Organisation, für die in der Regel der Unternehmer ebenfalls verantwortlich ist. Gleichzeitig auch ein Hinweis auf Entwicklungsfähigkeit der Organisation an sich.
Der Unternehmer „beauftragt“ andere und somit fällt auch in sein Ressort die Aufgabe, die Feedbacks der Prozessabläufe auch praxisorientiert und einfach zu gestalten –normalerweise. Denn hat er dafür Zeit?

Nö. Denn er ist ja in seinen eigenen Aufgaben beschäftigt, die ihn wiederum keinen entsprechenden Freiraum lassen.

„Wenn Du keine Zeit mehr findest, liegt es nicht an den anderen, sondern an der eigenen Disziplin, sich einen Freiraum dafür zu verschaffen.“

Und dann macht man sich auf die Suche nach Mitarbeitern, die nach dem Prinzip Symptombekämpfung bei Erhaltung der Kontrolle eingestellt werden, um diesen Freiraum zu schaffen. Manchmal geht es gut.

„Wirtschaft ist da, wo der Wirt schafft.“

Nicht selten gilt weiterhin nur der Grundsatz: „Du bist nur dann „gut“, wenn Du dass machst, was ich für ‚gut’ befinde.“

Und da sich das, was „gut“ ist, im Täglichen mehr von einem Gemütszustand (persönliche Belastungen des Kontrolleurs) ableitet, herrscht in der Regel Unmut und Verdrossenheit, bei fehlender Organisation und davonlaufender Zahlen und damit verbundenem Druck und Erwartungshaltung. Der Mensch, der sich über andere erhebt, und darüber richtet und urteilt, scheint also das einzige geeignete Mittel zu sein.

„Organisation ergibt sich nicht, indem man anderen befehligt, was sie zu tun haben und deren Ergebnis (Feedback) sich zwischen Belohnung und Bestrafung beurteilt.“

„Mein vorgesetzter Dienstherr trägt die Verantwortung. Ich bin nur der  Erfüllungsgehilfe.“ „Ein Irrglaube, der dem Polizisten eines Tages um die Ohren fliegen wird. Das regelt sich ganz von selbst.“

„Man sieht: Wer kontrolliert, bekommt auch ALLES auf den Tisch. Auch das, was er eigentlich nicht haben wollte. Dies, weil das Ursache-Wirkungsprinzip rein „positiv“ gefällig ist. Und Bestrafung jene Handlung im Außen ist, sich seinem „Gegenüber“ selbst nicht weiterentwickeln zu wollen.“

„Bei Problemen heißt es plötzlich „Wir müssen zusammenhalten!“ und bei positivem Feedback: „Das habe ich gemacht!“ Das „wir“ als gefälliges Mittel für…“

„Ich gebe meinen Mitarbeitern Brot und Arbeit.“ Selbst erlebte Aussage eines Unternehmers.“

„Macht das, was ich Euch sage, aber nicht das, was ich mache.“

„Ich habe Ihnen doch gesagt…“
Und es zeigt sich, dass es damit nicht getan ist, die Dinge zu delegieren (ermächtigen, freistellen), wenn der Mitarbeiter zwar zur Erfüllung der Aufgabe eingestellt wurde, jedoch keine Befugnisse erhält eine Situation selbst und vor allem eigenständig klären und lösen zu können, da er in der Regel nicht zum Denken, sondern zum „Arbeiten auf Anordnung“ eingestellt wurde.

„Solange ein Mensch über einen anderen befindet, solange ist es Willkür und diese hat zwei Gesichter: das Genehme und das Ungenehme, die Belohnung und die Bestrafung.“

„Menschen brauchen einfach Führung.“ „Wenn man dort, wo Ingenieure benötigt werden, Bäcker und Metzger einstellt, darf man sich nicht wundern, wenn sie der Aufgabe nicht gewachsen sind und ‚argwöhnischer Beaufsichtigung bei willkürlicher Belohnung und Bestrafung‘ benötigen.“

Die Probezeit ist – wie ich dies bei einem aktuellen Fall eines Kollegen erfahren habe – eine Phase zur Eingewöhnung in die hierarchische Ordnung. Sie wird nicht selten, als Mittel genutzt, um sich durch einem „billigen und willigen“ Mitarbeiter nach dem anderen, das Unternehmen über die „Zeit“ bringen zu wollen, wo nicht selten Rechtsübertritte in der Grauzone und mangelnde Organisation an der Tagesordnung sind.

Beispiel: Zu knapp kalkulierte Transportzeiten bei Logistikunternehmen und damit verbundener Zwang zur Geschwindigkeitsüberschreitung bei Auftragserfüllung. Bei dessen Ablehnen in der Probezeit, dies nicht selten zu sofortiger und unbegründeter Kündigung führt oder bei Übertretung, der Mitarbeiter „bestraft“ wird.

Man sieht: Er wird immer bestraft. Zeit, dass er umdenkt.  Denn nur das Opfer lässt sich ausnehmen, im Glauben ungeschoren davon zukommen. Das wahre Gesicht der alten Ordnung zeigt sich nicht zuletzt in der Familie.

Man sieht auch hier, dass Recht ist die Macht, nicht das Recht selbst. Das Recht ist nichts. Es geht nur um die Erhaltung von Fürstentümern durch willige Selbstunterwerfer.

Solche wirtschaftlich agierenden Systeme sind zeitlich existenziell begrenzt, da die wesentliche Vorraussetzung einer funktionierenden Organisation fehlt.
Und solange ein Unternehmer dies außer Acht lässt, ist es vollkommen gleich, welchen Namen das Unternehmen trägt, wenn die Prinzipien der Kontrolle und Bedingtheit und die mangelnde Fähigkeit zu einer sich nahezu selbstregelnden Organisation nicht gegeben sind.

Systeme, die sich aus willkürlicher Bedingtheit eines Einzelnen oder seiner beauftragten Vorgesetzen und Zuträger nährt, begeben sich in diesem Wandel in den freien Fall. Gleiches gilt für all jene, die sich der Hörigkeit des Geldes wegen und damit verbundener Bedingtheit hingeben. Beide sind hiermit aufgerufen, darüber nach- und weiterzudenken.

„Wer sich erhebt, kommt zu Fall“. „Wer sich unterwirft, wird belohnt und bestraft.“

All jene Unternehmer und Mitarbeiter, die sich bereit erklären die Fehler als einen Mangel an Organisation anzuerkennen, sei der Hinweis gegeben, dass Organisation nicht einfach mit Delegieren getan ist.

Diese grundsätzliche Entscheidung ist zu treffen: Zwischen hörig bezahlten Beauftragten, damit dauerhaft verbundene Übernahme der Verantwortung durch den Unternehmer allein – egal was der Mitarbeiter macht – und das es einfach keine Bestrafung gibt und/oder die schrittweise Neuorientierung der Organisation in Form einer nahezu selbstregulierenden Struktur – vereinfacht ausgedrückt.

Wenn sich der Unternehmer darunter nichts vorstellen kann, liegt es an der Tatsache, dass er selbst in einem System aufwuchs, was von Belohnung und Bestrafung gekennzeichnet war und dies einfach nur weiterträgt.

Man kann sich der neuen Zeit anpassen oder es regelt sich von selbst.

„Mangelndes (Selbst)Vertrauen und damit verbundene Aufrechterhaltung von Kontrolle ist der Totengräber jeder Organisation.“