bigbrother
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Propagandis deminutio maxima

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Auf die Frage, ob so mancher noch Mainstream-TV schaut, wird der eine oder andere mittlerweile sein vehementes Veto einlegen und ggf. von „Lügenpresse“ sprechen wollen. Auf der anderen Seite versucht man sich mit (ebenfalls) polarisierten Informationsknüppeln vom Mainstream unterscheiden zu wollen – die alternative Medienszene.

Und je dramatischer die Aufmachung, um so größer die Aufmerksamkeit. Am besten noch mit reichlich bekannten Polit-Gesichtern versehen, die an allem Schuld sein sollen. Das geht schon einige Jahre so und jede Plattform hat ihre Art und Weise, die gewohnte Polarisierung umschreiben zu wollen. Und so verfällt auch die eine oder andere Gruppe mit feuchten Augenrändern zurück in die schönen alten Zeiten, die sie selbst nie erlebt hat.

Wenn man in einem Büro sitzt und jeden Tag Telefonate aus der Szene annimmt, bietet das den Vorteil, dass sich ein Meinungsbild nahezu von selbst entwickelt. Und irgendwann kommt die Erkenntnis, dass sich die Verfechter in ihren Argumenten gegenseitig aushebeln – ja sogar madig machen.

Eine Erkenntnis lässt sich daraus ableiten: Solange man Argumente der Trennung, statt Argumente der Gemeinsamkeit anzuhäufen versucht, wird ein gemeinsames Vorangehen zum Scheitern verurteilt sein.

Wurde aus dem Land der Dichter und Denker letztlich nur ein Land aus Feststellern und Urteilern?

So mancher sagte mir: „Alles unterliegt einem individuellen Entwicklungsprozess.“

Auffällig dabei, dass Lösungen stets im Außen und „woanders“ zu erfolgen haben, hörend: „Wir müssen sie zur Verantwortung zwingen!“
Und fast ummerklich transformierte sich für mich das gewählte Thema von „Recht und Staat“ zu viel naheliegenderen Dingen: den Konditionierungen und darauf aufbauender Wahrnehmung des Beobachteten.

„Man höre nie damit auf, nach den Gemeinsamkeiten des Lebens Ausschau zu halten.“

„Einen gemeinsamen Feind erkieren zu wollen, ist nicht die Lösung. Das gilt für beide Seiten.“

„Die anderen sind schuld“, ist nur eine Projektion des eigenen Unvermögens.“

Wenn nun so etwas wie ein „Wahrheitsministerium“ existiert, beeindruckt mich das überhaupt nicht. Das liegt wohl auch daran, dass mehrheitlich die Waschmaschinen am Rotieren sind und immer wieder die gleichen Argumente nach dem Prinzip „vom mehr des Selben“ präsentiert werden.

„Einfach nur dagegen sein, reicht einfach nicht aus – das gilt für die Protagonisten wie auch die „Antagonisten“, da beide sich argumentativ innerhalb der Konventionen des Systems bewegen. Die Beobachtung eines Schachspiels mit grauen Figuren.

In 2014 habe ich zwei Telefonate mit zwei bekannten Szenenpersönlichkeiten geführt, die mir meine damaligen Gedanken bestätigten. Einer sagte sogar: „Das muss unter die Leute“ und hörte nie wieder etwas von ihm.

Was mir am meisten an Argumenten zur Unterlassung begenet ist: „Die anderen sind noch nicht soweit.“ Wobei ich mir dann Gedanken über diese Aussage gemacht habe, warum ein Einzelner über den Wissensstand seiner Anhängerschaft bestimmen kann.
Dabei auffällig, dass sich in den meisten Gruppierungen mit bekannten und tolerierten Informationen auseinandergesetzt wird, um irgendwie darin eine Lösung finden zu wollen, während andere Gruppen das eine oder andere Thema erfahrungsgemäß „hinter sich gebracht“ haben. Wie sehr das konditionierte Misstrauen die Akteure doch fest im Griff hat.

Es stellt sich heraus, dass die meisten Themen der Beschäftigung gelten, in der Regel der Selbstbeschäftigung im Außen, ohne die eigenen Muster zu hinterfragen. So mancher scheint da wirklich echte Schwierigkeiten an den Tag legen zu wollen.
Mir selbst gelingt es auch nicht immer, jedoch mit der grundsätzlichen Einstellung, auch so manche Scheinlösung in Frage zu stellen, indem ich es mit den Mustern aus dem Alten vergleiche, erfolgt eine stetige Erfreiung.

„Ja, aber die anderen…“ „Wie wäre es mit dem Gedanken an das Prinzip der Resonanz? Ändere dich selbst und es ändert sich im Außen.“

Solange man sich in der gewohnten Polarisierung oder Schuldzuweisung bewegt, ist man ein Verfechter der alten Ordnung und es nutzt wenig, in einer Gemüsesuppe eine Erbse gegen eine andere austauschen zu wollen, um dadurch den Geschmack ändern zu wollen.

Innerhalb des Kopfaquariums atmen alle Fische das gleiche Wasser, worüber sie sich allzu gern zu beschweren wissen.

Der wesentliche Aspekt, den hingegen alle für sich fordern können, ist der Glauben, was nicht auf „Religion“ reduzieren lässt, jedoch gern so gehandhabt wird. Gleiches gilt für die Philosophie, die gerne abgetan wird, obwohl sie – je nach ihren Prinzipien – den geistigen Ausgangspunkt einer Welt bilden, die wir gerade erleben oder, wenn wir jene Prinzipien in Frage stellen, darauf eine neue Welt gestalten können.

Es liegt lediglich daran, ob man weiter im Misstrauen (projiziertes, mangelndes Selbstvertrauen) verweilen mag und nur die vorhandene Realität aus Opfersicht erlebt, erleidet oder ob man den Mut aufbringt, sich zunächst selbst in Frage zu stellen und die Mechanismen der eigenen Verhinderungen zu erkennen.

Aber das ist ja nur alles Philosophie, gekleidet in wohlgeformte Worte.