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Schreitend

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(v1.35) Konnten Sie dem Beitrag „Die Welt ist nicht unabhängig von ihren handelnden Beobachtern“ etwas entnehmen? Konnten Sie den Übergang erkennen und auf welchem Mechanismus er basiert?

Wenn man ihn liest, so klingt er doch sehr utopisch, fast wie ein Märchen. Gleichzeitig folgt er einer grundsätzlich anderen Richtung, die sich nicht einfach auf Wunschdenken aufbaut, sondern auf der Infragestellung bestehender Mechanismen des Systems der alten Ordnung.
Über die Jahrhunderte hat es einige Menschen gegeben, die die Welt, wie sie damals in ihren Grundfesten war und heute noch besteht, nicht einfach nur genommen haben, wie sie war und ist.

Étienne de La Boétie (1530-1563) hat lediglich die heutige Psychologie gefehlt, um die Hintergründe menschlicher Erziehung zum Gehorsam zu betrachten. Nicht zu vergessen ein Blaise Pascal (1623-1662), der sich nicht nur über Recht und Macht Gedanken gemacht hat.

Sicher gibt es noch mehr von ihnen, ich bin nur zu bequem noch weitere aufzuzählen, eben weil es ums Prinzip geht und nicht um eine heruntergeleierte Ansammlung geht. Okay. Da sind noch Platon mit seinem Höhlengleichnis und Epiktet, der den Menschen darauf hinweist, dass die Bedeutungen der Dinge vom Menschen vergeben werden und nicht von den Dingen. Denn woher weiß der Boden, dass er „Deutschland“ heißt?

Dass sich grundsätzlich etwas ändert, bedarf dennoch eines tiefgreifenden Blickes in das System der alten Ordnung, was nicht nur die „Kinofilme“ seit über zwanzig Jahren von den Dächern pfeifen.

Narrativ in der PolitikDazu ist es notwendig, über das alltägliche Schauspiel aus „Gut und Böse“, „Freund oder Feind“ &c. hinauszublicken.

Deutlich erkennbar, dass es mit den üblichen Konzepten nicht getan ist, ebenso wenig, dass die Lösung nur in der „richtigen“ Umbesetzung der bisherigen Positionen liegen würde – vorausgesetzt, man möchte es erkennen.

Der Mensch, der sich in Vernunft, Gewissen, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu entfalten entschlossen hat, geht einen anderen Weg, als jener, der weiter auf Eigentum und Besitz erpicht ist und der Vorstellung, dass ihm etwas oder jemand gehören würde, was ihn – anerzogen – wertig erscheinen lässt. Im Grunde handelt es sich jedoch nur um Blendwerk für all jene, die „genauso gestrickt“ sind.

Das erkennt man jedoch erst, wenn man hinter die gesellschaftliche Fassade blickt, wobei „Materie“ im Sein eine gänzlich andere Bedeutungen erlangt, als gewohnt im Haben – ein Gedanke zum Weiterdenken – im Sinne von Entwicklung.
Einen Kreisverkehr zu erkennen dient dabei als Ausstiegsgedanke zu weiterer Entwicklung. Denn es ist eine Illusion, dass es geschlossene Systeme geben würde.

An diesem Punkt lässt sich ebenfalls erkennen, dass es so etwas wie „isoliert“ nicht wirklich gibt, ebenso wenig wie ein nicht Kommunizieren. Trennung ist lediglich eine Illusion.

Ich kann Sie hier beunruhigen: Denn neben dem Prinzip „entweder…oder…“ existiert gleichzeitig auch das „sowohl…, als auch“, beide zusammen, als Kernmechanismus für Entwicklung.

Und um das zu erkennen, bedarf es auch all jener, die sich am Alten im gewohnten „entweder… oder…“ bewegen, um sich durch Beobachtung und reflektieren wiederum selbst zu entwickeln, anstatt dies üblicherweise zu verdrängen.

Eine Antwort, wo sich Gegensätze unter einer gemeinsamen Überschrift zusammenfinden, liegt stets in der Art ihrer Fragestellung. Die eine referenziert sich vordringlich auf sich selbst (Erhalten), die andere führt zu Entwicklung (Veränderung).

Es reicht also nicht, die Welt nur so zu sehen, wie sie ist, wenn gleichzeitig die Meinung herrscht, es müsse sich etwas ändern. Was letztlich nur fehlt, ist die Entscheidung, einen anderen Weg zu beschreiten, der sich prinzipiell vom ursprünglichen unterscheidet, weil man das Bisherige infrage zu stellen hat, was meint:

„Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“ Experimenter, 2015

Oder auch: „Am Leben zu sein, bedeutet Geister zu kennen. Das Imperium fürchtete Hari, weil er die Zukunft vorhersehen konnte. Doch in Wirklichkeit tat er nichts anderes, als die Vergangenheit neu zu beurteilen.“ „Salvor Hardin“, Foundation, 2021

Nachtrag: Bei allem geht es darum, das Vertrauen zum Leben und zu sich selbst wieder zu entwickeln.

——- Ende Teil 1 ——-
(Blog)