Die Suche nach Lösungen

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(v1.35) Seit längerer Zeit erhalte ich die eine oder andere E-Mail, wo ich nach Tipps und Lösungen zu gegebenen Lebenssituationen gefragt werde, skizziert in einem schmalen Ausschnitt, die meist darauf hinweist, dass der- oder diejenige vorhat bspw. in ein anderes Land (Frage: Warum eigentlich immer Paraguay? Einer wollte mal nach Dänemark auswandern.) zu gehen, dieses und jenes („Gelber Schein“, „Personenstandserklärung“, „Urkunde 146“, Ausweispapiere zurückgegeben usw.) bereits traktiert hat und/oder ein finanzielles Problem mit irgendwelchen „Behörden“ hat.

So wie bei allen Themen und Situationen genügt es nicht, einfach nur das per E-Mail übergebene als solches zum Anlass zu verwenden, um anschließend einen Hinweis zu geben, der dem anderen eine (sofortige) Linderung bestenfalls „(Er)Lösung“ verschafft.

Es gibt keine übliche Lösungen, wenn sich derjenige bereits darin geoutet hat, einfach nicht mehr mitmachen zu wollen.
Er hat sich im Grunde – selbst entschlossen – einen neuen Weg zu beschreiten, der bei jedem inhaltlich(!) (wenn auch nicht prinzipiell) anders ist, eben weil auch jeder individuell – im Sinne von einmalig – ist.

„Inhaltlich“ und „prinzipiell“ sind dabei zwei Paar Schuhe. Beispiel: „Ungerechte“ gegen „gerechte Vorgesetzte“ auszutauschen ist etwas anderes, als grundsätzlich keine Möglichkeit der Wahl von Vorgesetzten mehr zu Verfügung zu haben. So am Rande.

Das hat dazu geführt, dass das Gewohnte nicht ausreicht und gerade deswegen jene Beiträge entstanden sind, wie man sie hier auf dem Blog lesen kann. Wenn man die Prinzipien des Systems der alten Ordnung verstanden hat, erst dann kann man (für sich) an Lösungen denken.
Und „verstehen“ hat nichts damit zu tun, es eben mal gelesen zu haben, um anschließend zu fragen: „Und was jetzt?“ Das hat auch nichts mit denken zu tun, sondern nur mit artgerechtem Reagieren.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Immanuel Kant*

Es hat auch nichts damit zu tun, nur genug „Gleichgesinnte“ zusammenzubringen, um anschließend darüber nachzudenken, was man nun tun könnte.
Wer bereits alleine das Gefühl hat, nichts bewerkstelligen zu können, wird es in der Gruppe, die in der Regel genauso konstituiert ist auch nicht können… es sei denn, er bekäme gesagt, was er zu tun habe und das wäre ja – bei dem Blog-Thema – der größte Unfug.

Da es sich um eine rein mentale Angelegenheit des Einzelnen handelt, gibt es kein Werkzeug, auch kein „Nürnberger Trichter“, der die Arbeit des Einzelnen an sich selbst verkürzen kann.

Wer meint, er sei bereits so wie er ist, sich jedoch darüber beschwert, warum ihm ständig eine Unsäglichkeit nach der anderen aufgebahrt wird, sollte sich diesem Gedanken nähern: Es sind die eigenen Denk- und Verhaltensmuster, die die Dinge ins Leben ziehen und so das Leben maßgeblich beeinflussen und nicht so manch wohlgeformte Worte, die er in die Runde zu werfen meint.

„Das was man sät, ist das was man erntet.“

Es geht hier im Wesentlichen darum authentisch zu sein und nicht nur so zu tun, als ob man authentisch sei. Damit erlangt die Hinterfragung und Infragestellung der eigenen Denk- und Verhaltensmuster für einen selbst jene Bedeutung, die man ihnen bisher versagt hat. So wirft der Mensch jenes Joch ab, was ihm in der Kindheit aus der Gewohnheit heraus auferlegt wurde – wenn er sich dazu entschließt. Das meint „Wasser in Wein verwandeln“, also weniger ein Wunder, mehr ein selbstdiszipliniertes Tun.

„Du weißt am besten, wer du sein möchtest. Du wirst dieser Mensch nur so. Auch wenn das heißt, du bist dann alleine.“ „Lukas“, Chosen, 2022

Bei allem geht es auch nicht darum, den einen oder anderen Blogbeitrag hier mal gelesen und – meinetwegen – als „logisch“ erkannt zu haben. Es geht darum, sich selbst darüber bewusst zu werden, dass man bisher nicht wirklich etwas für sich getan hat – auch wenn dies zunächst nur schwer zu begreifen sein mag.

Es geht darum, dass jeder, der sich entschließt für sich etwas tun zu wollen, über seine Gewohnheiten und Erwartungen reflektiert und später nicht einfach mit der Einstellung scheitert, dass die anderen an seiner Lebenssituation und seinem Scheitern „schuld“ sind. Das kann man sich getrost „in die Haare schmieren“.

Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich und auch das was ihm widerfährt. Es gibt keine anderen, die für einen die Verantwortung tragen, selbst wenn sie es versprechen, wenn man ihnen später dafür was gibt, bspw. die Stimme bei der nächsten Wahl.

Ich kann nur empfehlen, sich nicht einfach nur irgendwo anzuschließen, um dann irgendwie „mitgenommen“ zu werden. Man täuscht sich auf diese Weise nur selbst.

„Die Leute sagten mir immer, dass es beim Erwachsenwerden nie um ein Ziel ginge, sondern um die Reise. Aber was, wenn man das Ziel selbst ist? Was, wenn man es immer man selbst ist?“ „Elliot Alderson“, Mr. Robot, 2015-2019

Eines habe ich bis heute gelernt: Es gibt Talente, die wurden einem vom Leben geschenkt, jedoch kann man sie nicht weitergeben – selbst, wenn man es noch so sehr will. So ist es von Bedeutung, sich über die eigenen Talente bewusst zu sein.

„Die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem lautet… 42!“ „Deep Thought“, Per Anhalter durch die Galaxis, 2005

* Kant spricht im Kern von Mündigkeit, nicht von Müdigkeit.

Nachtrag 1: „Sie wollen uns alle enteignen! Wehrt Euch!“ „Wehr‘ dich selbst!“

Nachtrag 2: „Sie wollen uns alle versklaven!“ „Nein, nur dich, du kannst das auch so gut.“