Im Prozess der Infragestellung braucht man sich für keine der beiden Seiten zu entscheiden

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(v1.1, Nachtrag) Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern dauert ja schon eine ganze Weile und stets begegnet einem die Frage, auf welcher Seite der eine oder andere „stehen“ würde, bzw. zu stehen habe, um zum „Lager der Gerechten“ zu gehören oder sich möglicherweise als „Antisemit“ diffamieren zu lassen. Eine echte Herausforderung.

Das Attribut „antisemitisch“ wird gerne dazu verwendet, um jemandem unter anderem die Rolle des „Judenhassers“ aufzuerlegen, bzw. unterzujubeln. Und das geht recht schnell. Sogar dann, wenn es nicht stimmt, zucken die „Gehorsamen“ zusammen.

Google hat sich in seiner Suche geändert. Oben steht seit geraumer Zeit eine Zusammenfassung der KI von Google.

Noch heute Mittag meinte die KI auf den Begriff „Antisemitismus“ hin, dass dieser nur einen unscharfen Hintergrund besäße, und mit einer kurz danach nochmals erfolgten Abfrage, war diese Aussage gänzlich verschwunden – mitsamt der KI.

Das erinnert mich spontan an die Aussage von Henry Kissinger auf der „World Tribune“ in 2012, dass Israel in 10 Jahren nicht mehr existieren würde, worüber sich weitreichend empört wurde. Der Beitrag ist mittlerweile verschwunden.

Hinweisend: Die KI ist mir keine „Souffleuse“. Wenn man in der Aufgabe unterwegs ist, das System hinter allem infrage zu stellen, geht es nicht einfach darum, alles eben Mal irgendwo nur abzuschreiben.
Was die KI beim ersten Mal zeigt, fiel mir nebenbei auf – so, als ob etwas nicht stimmen würde. Ist so ein Ding mit Intuition.

Weiter hinweisend: Ich habe nicht vor, eine Doktorarbeit über die Geschichte der Juden, der Araber, der Palästinenser und der Deutschen usw., zu schreiben. Es geht nach wie vor um das System der alten Ordnung. Darin sind alle vorgenannten nur Rollen innerhalb des Rollenspiels.

Zum Test der verschwundenen KI, hatte ich mich bei Google abgemeldet, alsdann gab die KI wieder etwas von sich. Doch dieses Mal im gewohnten Sinne von „Antisemitismus“, unter anderem:

„Es ist wichtig, Antisemitismus zu erkennen, zu bekämpfen und eine offene und tolerante Gesellschaft zu fördern, in der jeder Mensch respektiert wird.“

Faschismus, mit dem ebenfalls gerne „um sich geworfen“ wird, wenn es darum geht, einem politischen Gegner mit seinen Gläubigen, die „demokratische Rechtmäßigkeit“ zu versagen, jener Gegner also nicht für die „freiheitlich demokratische Grundordnung“ stehen würde – einer recht langen Bezeichnung für eine „Ordnung“, mit der eine Struktur aus zu Gehorsamsbereitschaft, Entsprechung und im Haben erzogenen „Untertanen“ und ihren „Oberherrschaften“ etikettiert wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Für welche Seite man sich auch entscheiden würde, man wäre somit Teil des Konfliktes.
So entscheidet man sich für sich selbst und für das Leben. Das hat nichts mit gewohntem Egoismus zu tun, der sich systembedingt im Haben abspielt. Es geht um die eigene Entwicklung.

Aus dieser Position heraus lässt sich erkennen, dass sich die beiden „Feinde“ zwar inhaltlich voneinander, jedoch nicht von ihren Prinzipien her unterscheiden.
Wenn mit dem Finger auf den Gegner gezeigt wird, an dem Rache und Vergeltung zu üben sei, „sitzen beide in einem Boot“.

Wenn es heißt: „Die Rache ist mein, ich will vergelten zur Zeit, da ihr Fuß gleitet; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu. (5 Mo 32,35)“ Es bedeutet lediglich, dass das Leben es selbst regeln wird – selbst wenn es zunächst dramatisch klingen mag und es so manchem Akteur echt „unter den Nägeln brennt“.

Sich bedroht zu fühlen, um alsdann in „weiser Voraussicht“ schon mal „die Korken knallen“ zu lassen, ist nicht einfach nur ein Problem des auserkorenen Feindes, sondern jenen, die (in allem) „Feinde“ zu erkennen meinen.

Reklame: Die anerzogene Vorstellung, dass jemandem etwas, jemand, „die Wahrheit“ und das Leben gehören würde, man ein „Anrecht“ darauf hätte, man dafür zu kämpfen hätte – ist im Sinne des Lebens und des Friedens – bestenfalls irrig.
Der im Haben erzogene Mensch, der dann meint zu sein, wenn er hat – im Kern, nur damit man ihn darüber fremdbestimmen und so auf ihn einwirken kann.
Deshalb wirft man „Bomben“ in seinen Vorgarten, damit er es auch wirklich persönlich nimmt.

„Man nimmt nur dann etwas persönlich, wenn man sich für die Person (Rolle, hülle, Maske) hält.“

„Betrachten Sie den Krieg eher als ein Konzept, nicht als Menschen, die Menschen töten, sondern eher als Unfrieden. Der Tod ist ein Zustand des Körpers, Krieg ein Zustand des Geistes.“ „Father Whiteleather“, Horsemen, 2009

Wer glaubt, dass er ein Anrecht auf etwas hat, dass ihm etwas zustehen würde, kann es auch wieder verlieren, möglicherweise durch einen „Feind“ oder auch durch eine irrationale Autorität, die bspw. auch darüber entscheidet, was für einen selbst „gut, richtig und vernünftig“ sein soll – bspw. eine Regierung.

Reklame: Es zeigt, dass sich die Menschen – unwissend darüber – eingebettet, mental in einem Rollenspiel bewegen und sich für ihre Rollen (Personen, Masken, Hüllen) halten.

Wenn jene in der Rollen der „Engländer“ ein besetztes Land „Palästina“ einem anderen zubilligen, so bewegten auch sie sich in der Vorstellung, sie könnten darüber verfügen, während der damalige „Völkerbund“, eine sich aus Staaten und diese wiederum aus Personen konstituierte Institution, ihren Segen dazu gab, war der Konflikt vorprogrammiert.

Nähert man sich hingegen dem Gedanken, dass niemandem etwas gehört, so bedeutet das auch, dass man nichts verliert. Dann macht ein Konflikt zur Durchsetzung eines vom Menschen gemachten Anrechts, es sein Eigen zu nennen, es zu erlangen, zu erobern, in Besitz zu nehmen, keinen Sinn mehr. Der Konflikt wird insgesamt überflüssig.

„Engländer“, „Israelis“, „Palästinenser“ sind nur Rollen (Personen, Hüllen, Masken), „Land“ (politisch) ist eine vom Menschen geschaffene Fiktion mit einer künstlichen Grenze. Der damalige Völkerbund ist eine künstliche Institution, die sich aus „Staaten“ konstituiert, die wiederum aus Personen (Menschen, die sich für ihre Person(en) halten) bestehen.

Natürlich wirkt dies alles sehr idealistisch gedacht, doch wie sollte man anders denken und sich im Sinne des Friedens ausrichten? Indem man den vermeintlichen Gegner beseitigt, also dem kleinsten gemeinsamen Nenner anpeilt oder gewohnt nur in der Rolle des „Zuschauers“, der den ganzen Sermon darüber klagend toleriert?

Weder noch. Es dient dazu, das System, in dem alles stattfindet, infrage zu stellen – das Wesen des Systems und seine Prinzipien offenzulegen und sich nicht gewohnt nur an den sicht- und spürbaren Auswirkungen zu verlustieren, um bspw. gewohnt „dafür oder dagegen“ zu sein oder davon zu profitieren.

Hinweisend: Etwas infrage zu stellen, ist kein dagegen sein, noch ein dafür, wo das Betrachtete auch nicht einfach „weg muss“ oder gegen seine Beeinträchtigung „zu verteidigen ist“.

Der kleinste Nenner ist das dargebotene, gemeinsame Gegeneinander, was beide miteinander vereint. Dies solange, wie die „Streithähne“ an ihren anerzogenen Denk- und Verhaltensweisen und Wertvorstellungen zu glauben meinen.

Die „Endlösung“ lautet gewohnt: „Der ersonnene Gegner muss erst weg, dann „herrscht“ Frieden.“

„Mein alter Herr hatte folgendes Motto: Frieden bedeutet, dass man einen größeren Stock hat, als der andere.“ „Tony Stark“, Iron Man, 2008

Auf der anderen Seite sieht es auch nicht viel besser aus, wenn man schon mal „mit dem Säbel zu rasseln“ meint und auf diese Weise auf beiden Seiten – aus dem Konflikt heraus – nicht weit genug gedacht wird.

Was am Ende übrig bliebe, würde man jedoch nicht mehr anschauen, und mit Vernunft hätte es ebenso wenig zu tun – auch nicht jene in der Rolle der „Hetzer“ und „Profiteure“. Sein Dasein damit zu rechtfertigen, dass man gegen alle erkannten „Feinde“ zu kämpfen hätte…

Wer der Meinung ist, dass die Welt ja so ist, wie sie ist, macht es sich ziemlich einfach – solange die „Kohle“ fließt.

Während innerhalb des Systems in „Rollen“ und „Kategorien“ (u.a. Ideologien, Religionen, „Gut oder Böse“, „Freund oder Feind“ usw.) gedacht und argumentiert wird, sind es im Grunde Menschen, die sich gegenseitig das Leben zu nehmen versuchen.

Das Leben ist jedoch unantastbar und die Rollen? Rollen sind keine Menschen, weshalb es auch immer „unmenschlicher“ wird.

Alles für die Rolle
Hat man erkannt und verinnerlicht, dass Mensch und Person „zwei verschiedene Paar Schuhe“ sind, wo dem Menschen auch klar ist, dass er bisher in einem Rollenspiel unterwegs war und sich auch seiner Rollen entledigen kann, ist er ebenfalls in der Lage, alles umgestalten zu können, sich notfalls neu zu erfinden, sich selbst zu erkennen.
Das setzt voraus, dass er für seine Handlungen auch Verantwortung trägt, bzw. sich für seine Existenz auch zuständig (Verantwortung und Befugnisse) zeigt.

Was in der Welt so alles veranstaltet wird, dient dazu, die individuell-gesellschaftliche Entwicklung voranzubringen, indem man die Ursachen der betrachteten Phänomene – „für sich“ – offenbart.
Schließlich kann man keinem vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Es obliegt seiner Entscheidung, sich in Vernunft und Gewissen zu entwickeln.
Deshalb auch der Prozess der Infragestellung. Denn niemand „muss“ für etwas sein, nur weil die Mehrheit es ist.

Die religiöse Seite eines Konfliktes kann man in der Weise betrachten, da „Allah“, „Hashem“, „Jahwe“, „Brahma“ usw. nur Namen für das Leben selbst sind, was alles miteinander verbindet, ihm also näher ist, als seine Halsschlagader. Das Leben selbst gehört niemandem.

Doch hat sich der Mensch vom Leben abgewandt und lebt „lieber“ seine eigene, aus seinen gewohnten Denk- und Verhaltensweisen hervorgegangene „Hölle“ aus, für die „sein Feind“ verantwortlich sein soll, der ihn vom Frieden abhalten würde. Und alsdann wird wegen Frieden in den Krieg gezogen.

Der Feind ist jedoch nur eine Erfindung der eigenen Denk- und Verhaltensweisen, diese sind der Feind selbst.
Ein projiziertes Feindbild dient dazu, die eigene Handlungsexistenz weiter rechtfertigen zu wollen… auf beiden Seiten der Gegnerschaft.

„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers: Age of Ultron, 2015

Auf beiden Seiten macht man die eigenen Opfer zum Argument gegen den ersonnenen Gegner, um so das gewohnte Handeln weiter rechtfertigen zu wollen.

Da letztlich alles nur ein Rollenspiel ist, was deshalb für „alternativlos“ und deswegen auch „ernst“ gehalten wird, weil man auf „Gedeih und Verderb“ an den gewohnten Denk- und Verhaltensweisen, Traditionen, Konventionen, Glaubenssätzen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen festzuhalten gedenkt und es daneben keine anderen Denk- und Verhaltensweisen – als die gewohnten – geben darf, ist daraus ein System entstanden, in dem der Gewohnte mental unterwegs ist, ohne dies jedoch wirklich zu realisieren.

„Alternativlos“ und „ernst“ sind zwei Attribute, die typisch für ein Herrschaftssystem sind, wo der Mensch nur allzu gerne „Herr über andere“ sein mag, statt „Herr über sich“ selbst, was lediglich daran liegt, dass er von seinen gewohnten Denk- und Verhaltensweisen beherrscht wird, für die er sich auch noch zu halten meint.

Im Prozess der Infragestellung verliert das „alternativlose“ und „ernste“ System genau diese beiden Eigenschaften. Tja…

„Es hat auch Geschichte“- oder: Die Welt der Symbolik
Als Esau sein „Erstgeborenenrecht“ für „rote Linsen“ an seinen Bruder Jacob (hebr. „Fersenhalter“) („Ich“) „verkaufte“ und Jacob sich später auch noch das Erbe erschlich, indem er seinem Vater vormachte, Jacob sei Esau (der Mensch), hat sich Jacob keinen wirklichen Gefallen getan.

Das sieht nur zu Beginn so aus, als ob er das „große Los“ gezogen hat, weil es beim Lesen meist von einem Menschen bewertet wird, der im Haben erzogen wurde, um auf diese Weise „zu sein“ – „wertiger“ zu sein… als andere… basierend auf vom Menschen geschaffenen, jedoch nur künstlichen Werten… und Fiktionen. Dem Sohn Esau hingegen war dieser Gedanken gedacht:

„Da sagte sein Vater Isaak zu ihm: »Dort, wo du wohnst, wird das Land nicht fruchtbar sein, kein Regen fällt darauf. Mithilfe deines Schwertes musst du dich ernähren. Und deinem Bruder wirst du dienen, doch dann wirst du seine Herrschaft abschütteln und frei sein.“ 1. Mose, 39,40

Esau bekam über den Esau-Segen von seinem Vater die Aufgabe, den Unterschied zwischen dem „Ich“ und dem Menschen herauszufinden, denn solange müsste er seinem „Bruder“ (seinem „Ich“, seinen Denk- und Verhaltensweisen) dienen – bis er ihm wieder „auf Augenhöhe“ begegnet. Mensch, Person.

In der Nacht bevor Jacob von seinem Onkel Laban zu seinem Bruder zurückkehrte, stritt sich Jacob mit „Gott“, also dem Leben und fortan nannte man Jacob „den Gottesstreiter“ (hebr. „Israel“).

Bevor ich es vergesse, jemanden als „Antisemiten“ zu bezeichnen, funktioniert nur dann, weil die meisten sich für ihre Person (Rolle, Hülle, Maske) halten und es aus diesem Grund „persönlich“ nehmen.

Nachtrag: „An dem Tag, an dem man erkennt, dass niemandem etwas gehört, ist auch der Tag, an dem man nichts mehr verliert.“