Lektion 2: Alles so lassen oder neu orientieren?

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(Fulda, 26.03.2014, K.H. Schubäus) Die Welt in der wir leben besteht aus den Bemühungen um Wohlstand im Glauben, technologischer Fortschritt wird es schon richten. Mit unserer Gesundheit zahlen wir dafür einen hohen Preis. Und als Gefangene eines irrealen Systems, sind wir nicht in der Lage etwas zu verändern!
Sind wir das wirklich nicht? Gibt es keinerlei Lösungsmuster, diesem Circulus vitiosus zu entrinnen?

Es mangelt nicht etwa an geeigneten Lösungsmustern – darüber habe ich bereits in Wirkerei- und Strickerei-Technik, 1976 in 7 Leitartikeln unter dem Titel: Organisationsmodell für wirtschaftliche Auftragserledigung in der Maschenindustrie, ausführlich berichtet – und permanent aktualisiert.
Nur, wen interessiert das schon.

Erst in den letzten Jahren mehren sich die Stimmen derer, die erkennen, dass unser heutiges Wissen nicht ausreicht, um uns den Anforderungen der Neuzeit anzupassen.
Mit diesen Erkenntnissen befinde ich mich in guter Gesellschaft, denn das, was wir brauchen, um unser Lebensumfeld neu zu gestalten, sind, wie Peter Sloterdijk im Schweizer Wirtschaftsmagazin Cash beschreibt: „Ganz neue Orientierungshilfen, Modelle zur Erkennung und Steuerung, selbstregelnder, ineinander greifender und vernetzter Abläufe.

Und eher im Kontext des größeren Ganzen publiziert Rüdiger Safranski (Philosoph & Schriftsteller) Ende 2005: „Der Gesellschaftsvertrag, der bisher gegolten hat, und den wir als „Soziale Marktwirtschaft“ kennen, existiert nicht mehr.
Wir befinden uns in einem Prozess, bei dem deutlich wird, dass wir einen neuen Gesellschaftsvertrag brauchen, weil sich die Situation dramatisch verändert. Es geht nicht mehr um Verteilungskämpfe innerhalb der Nationen, sondern zwischen den Nationen.
Wenn wir uns den Anforderungen nicht anpassen, haben wir Deutsche das Risiko vor uns, zu Verlierern zu werden.“

2005 entschieden sich laut Umfrage 63% der stressgeplagten Unternehmenslenker für den Erfolgsfaktor Restrukturierung, und 51 % hielten ganzheitliche Konzepte für erfolgswirksam.

Als Wissenschaftler beklagte sich Georg Wald mit den Worten: „Das Unbehagen der Studenten und Wissenschaftler angesichts des bestehenden Wissenschaftsbetriebes und seiner oft fehlenden Sinngebung, wächst zusehends:
Er die Meinung: „Sind wir Wissenschaftler nur deswegen auf der Welt um zu studieren, zu messen und zu registrieren, während die Menschheit im Abgrund versinkt.“

Und Frederik Vester, der mit erstaunlicher Präzision, seine Theorien, sehr nahe an der ganzheitlich/systemischen Realität platzierte, ist der Meinung: „So nützlich und lebenserhaltend die bisherige Art des Wissen für die Vergangenheit sein mag, die Erfahrung zeigt, dass es nicht ausreicht, uns aus der heutigen Konfliktsituation herauszuführen.“
Er bezog sich dabei auf aktuelle Lehrmethoden, die an der Wirklichkeit vorbei gehen, und das, was wir Leben nennen nichts anderes ist, als von Menschen erzeugte Enge, innerhalb künstlich erzeugter Grenzen.

Nach der Neuorientierung der Organisation schreibt mir ein Unternehmer:

Lieber Herr Schubäus, gerne komme ich Ihrer Bitte nach, ein Statement über die von Ihnen realisierte Neuordnung in unserem Unternehmen als Möbelhersteller abzugeben.
Nach einigen Problemlösungsversuchen erkannten wir, dass so etwas aus eigener Kraft nicht zu schaffen ist. Wir hatten das „Glück“, Sie, Herr Schubäus über eine Fachveröffentlichung zu finden. Uns hätte nichts Besseres passieren können.

Sie haben unsere Probleme nicht nur in kürzester Zeit behoben, sondern durch die synergetischen Effekte zwischen optimaler Organisation und Informationstechnologie, außerordentlich vereinfacht.

Gegenüber der unüberschaubaren Informationsflut vor der Neuordnung und der Hilflosigkeit damit umzugehen, konnten wir nach der Neuordnung mit nur wenigen prozess- und entscheidungsrelevanten Daten und Informationen, die Prozessabwicklung nahezu selbstregelnd steuern und überwachen. (……)

Was kann man aus auszugsweisen Meinungsbildung ableiten: Wir stehen vor hausgemachten Problemen, von denen wir weder wissen, wer oder was sie verursacht, noch wie sie zu beseitigen sind!

Befassen wir uns mit den Ursachen fällt auf, es gibt nur eine Hand voll primärer Verursacher, der Rest sind Folgeerscheinungen, mit denen wir uns seit Jahrhunderten herumschlagen.

Einer der Verursacher war Renè Descartes (1596 bis 1650). Er befasste sich mit der Methode, bei der komplexe Systeme in einzelne Teile zerlegt werden, um das Verhalten des Ganzen aus den Eigenschaften seiner Teile zu verstehen.
Ein Denkmuster, dessen Gesetzmäßigkeiten auf unbeweglichen Bausteinen und Teilen beruht, völlig ungeeignet, um ökonomische Systeme neu zu ordnen, zu regeln und zu steuern!

Ein Beispiel zum besseren Verständnis. Die Basilika, ein ehemaliges Schmuckstück, innen und außen verblasst und unansehnlich, soll wieder in altem Glanz erscheinen. In seiner Bausubstanz durchaus restaurationsfähig, sollen auch die Kunstwerke im Inneren durch meisterliches Können und handwerkliche Fähigkeiten, wieder hergestellt werden.

Das Ganze existiert in seiner – noch nicht sichtbaren – Schönheit bereits von Anfang an in den Köpfen aller professionell beteiligten Restauratoren.

Während der Projektrealisierung werden offensichtliche Mängel vorrangig behoben, verborgene Schätze oft erst bei den Arbeiten vor Ort entdeckt, restauriert und harmonisch in das Ganze eingefügt.

Als krönender Abschluss der überragende Anblick eines durch Menschenhand wieder entstandenen Kunstwerkes von erhabener Schönheit: Die Basilika als unbewegliches Ganzes.

Ein Meisterwerk der Baukunst, mit nur einer Funktion: Repräsentieren.

Nirgendwo Ansätze zur Erhaltung, Erneuerung und Anpassung ökonomischer Systeme an die Zeichen der Zeit.
Ausschließlich statische Grundmuster, statt dynamisch vernetzte Beziehungsmuster.
Sicht- und greifbare Bausubstanzen statt unsichtbar energetische und synergetische Bewegungs-, Beziehungsmuster und Wirkzusammenhänge.

Fazit: Wir haben die Welt nach unserem Gusto geformt und dabei außer Acht gelassen, sie als Teilsystem des größeren Ganzen zu betrachten, um sie dem synergetischen Zusammenwirken aller Teilsysteme anzupassen.

Darüber mehr in Lektion 3.

Original unter: http://www.schubaeusmodell.de/artikel/alles-so-lassen-oder-neu-orientier/