kompass2021
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Die sind an allem schuld!?

Lesezeit: ca. 7 Minuten

(v1.0) So ungefähr würde die übliche Kompaktaussage lauten, wenn man gar keinen Durchblick hat, wenn man seinen Unmut an der Gesellschaft zum Ausdruck bringen würde.

Die Politiker sind schuld, die Re-Gierung („Nur Gierige brauchen eine Re-Gierung!“), der Staat, die Gesetze, die Eliten, die Banken, die Krankenkassen, der Bürger und was es noch so alles gibt, nur damit man auch morgen weiter an die Arbeit gehen und Geld verdienen kann.
Nicht zu vergessen: die Flüchtlinge, die Reichsbürger, die Antisemiten, die Nazis, die Rechten, die Linken, die IS, der Papst, die Kirche, die Satanisten, die Religionen und noch mal usw.

Das sind alles Dinge, Rollen und Institutionen, die der Mensch selbst geschaffen hat, so wie er den Teufel geschaffen hat, um jemand die Schuld geben zu können.

Bei genauer Betrachtung ist das alles recht „einfach“ gedacht und meist auch davon abgeleitet, was man umgangssprachlich „Meinung“ nennt, und sich in der gewohnten Problemorientierung, verbunden mit meist schnell und einfacher gedachter Lösungen („Die anderen müssen weg!“) bewegt.

Interessant, dass mit der Zeit immer diejenigen verschwunden sind, die zuvor noch das notwendige Verschwinden „der Anderer“ gefordert haben. So ist es, wenn man an den eigenen Erhalt von Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut zu glauben und vor allem auch physisch festzuhalten meint. An diesem Punkt kann man immer diejenigen erkennen, die plötzlich etwas zu verlieren haben.
Mit so einer Einstellung kann man natürlich nichts bewegen und so manche, die einst „lautstark empor“ gestiegen sind, sind mittlerweile auch wieder verschwunden oder „backen ganz kleine Brötchen“.

Wer ahnt schon, dass das gesamte Tamtam gar nicht dazu gedacht ist, mit samt seinen Verfechtern bekämpft und möglicherweise beseitigt, also verdrängt zu werden, damit man wieder einmal „durchatmen“ und anschließend den gerechten Vorgesetzten „huldigen“ und einfach nur weiter Arbeiten und Geld verdienen kann.

Der wesentliche Aspekt ist, dass sich die Gesellschaft durch ihre gewohnten Denk- und Verhaltensmuster, Konventionen und Wertvorstellungen selbst versklavt und dabei auch noch der festen Meinung ist, dass das alles „ganz normal“ sei, während die gewählten in der Rolle der Politiker diesen aufrecht zu haltenden Zustand auch noch als Honig um den Bart schmieren.

Dass das Teilsystem „Rente“ die nachfolgenden Generationen (über einen sogenannten „Generationenvertrag“ (Anmerkung: der juristisch nicht einklagbar ist)) versklavt, scheint dabei kaum jemanden zu interessieren.
Erst neulich bestätigte mir jemand diese Erkenntnis, während er sich vor kurzem darüber beschwert hat, dass die Anrechnung von Zeit für Frauen im Haushalt und der Kindererziehung ja sehr ungerecht sei.
Man erkennt hier den vorliegenden Zwiespalt und das Unvermögen klarer Entscheidungen.
Wie ich dies handhabe? Ich habe meinen Rentenanspruch in 2016 abgesagt.

Wenn man sich fragt, wo die Emotionen an Tagen wie diesen herrschen, dann doch in einem selbst und so etwas wie „die anderen sind schuld“, ist letztlich nur das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit, deren wahre Ursache man den ersonnenen Feinden anzulasten versucht.

Dabei ist der „Feind“ nur eine Erfindung (genau wie der „Freund“) des eigenen „Ichs“, als der „Feind“ selbst, was auf das Gegenüber wie die Diaprojektor projiziert wird. Sie kennen sicher die Story mit dem Balken im Auge.

Es wird sich viel zu viel mit Themen auseinandergesetzt, die einen nur dann weiterbringen, wenn man ihre Existenzursache hinterfragt und infrage stellt.

„Wer stets in den Abgrund blickt, wird selbst zum Abgrund.“

Man identifiziert sich mit der Information, deren Inhalt man zu beklagen meint, selbst wenn das so mancher leugnet, während er mit dem Finger auf die vermeintlich „(bösen) schuldigen Hauptverantwortlichen“ zeigt, die nicht selten für die leichtgläubige Masse auf dramatische Weise in Szene gesetzt werden.

Mitunter werden auch „Zusammenhänge“ (Anmerkung: meist sind es nur Ansammlungen) erschaffen, die so gar nicht existieren, nur um für das selbst geschaffene Leid genug Gründe zum Klagen und Jammern zu finden.
Nicht selten, um so Aufmerksamkeit zu erlangen und „Mitstreiter“ zu finden, mitunter durch Schaffung situationsgerechter Feindbilder.

Um es mal so auszudrücken: Was im Internet sichtbar wird, sind nicht einfach die Aufzählung von Böswilligkeiten (der anderen), sondern sie dienen dazu das eigene Unvermögen in ein Gewand zu packen.
Dem Umdenkenden dient es jedoch dazu, sich durch die beobachteten Phänomene ein Bild von sich und vom System zu machen, was das gewohnte Bejammnern der eigenen Lebenssituationen und die Beschuldigung von „Hauptverantwortlichen“ hinter sich lässt.

Am Ende stellt sich meist heraus, dass die Forderungen nach Veränderungen immer leiser werden, je mehr den „Klägern“ klar wird, dass sie a) ein aktiver Teil von etwas sind, was sie gleichzeitig zu verurteilen meinen und b) von den geforderten Veränderungen nicht betroffen sein wollen, es sei den, diese bringen einen materiellen Vorteil wie auch mehr gesellschaftliches Ansehen &c. mit sich.

Solange an den gewohnten Wertvorstellungen, wie dem Wert der Arbeit, und dass mit Zahlen bedrucktes Papier etwas wert sei, festgehalten wird, ebenso wie Macht (über das Leben anderer), Eigentum, Besitz, Hab und Gut, im Kern dass einem etwas oder jemand gehören würde, spitzt sich die (gefühlte) Situation einfach nur weiter für die „Gläubigen“ zu.