Die Welt im Wandel, Teil 1

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(v1.1, Korrekturen) Wie soll die Welt für die zukünftigen Generationen ausschauen? Und wann beginnt man damit?

Eine Gesellschaft, die sich weiterhin durch Haben und damit verbundenen Sichtweisen zum Ausdruck bringt, um so eine Scheinwelt von Sein zu erzeugen, wird im Rahmen gewohnter Vorstellung von Wohlstand zu ihrem eigenen Gegner.

Sollen sich doch die nachfolgenden Generationen noch immer um die Probleme kümmern, heißt es mitunter, während das einstige Bekenntnis: „Wir wollen, dass ihr es mal besser habt als wir“, über die Jahre leise verklungen ist.

Dazu ist zunächst zu verstehen, dass es keine Probleme sind, sondern nur Symptome des Systems und es mit klassischer Politik – gleich welcher Farbe – nicht getan ist, da diese nicht bis dort hinreicht, wo die Ursachen zu verorten sind – noch nicht einmal für jene in der Rolle der Bürger.
Die Ursachen finden sich in den eigenen Denk- und Verhaltensmustern, wo die Schuldzuweisung – als eines von vielen Verdrängungskonzepten – zu Hause ist.

Weshalb ich mich im Grunde nur wiederholen kann.

Im Kleinen konnte ich über die letzten Wochen einen mit Pauken und Trompeten einhergehenden Zusammenfall live beobachten, wo sich die Uneinsichtigen bis zuletzt treu blieben, ja noch mit erhobenem Haupt fest von ihrem Handeln überzeugt waren und nun vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.

Beherrscht die Uneinsichtigkeit die Köpfe, in der Vorstellung, dass bisheriges Agieren einfach nur weitergeführt – besser: intensiviert werden muss, so werden jene in der Regel eines Besseren belehrt.
Im Grunde lässt man ihr Tun einfach „durchlaufen“, schließlich hat man ihnen ja auch nichts zu sagen, wo jene nicht zwischen „hören“ und „gehorchen“, also zwischen rationalen und irrationalen Autoritäten nicht zu unterscheiden vermögen – vorausgesetzt, dass jemals für sie ein Unterschied existiert hat.

Wenn das Gewohnte „auf dem Spiel steht“, während es sich tatsächlich nur um ein Spiel handelt, beherrschen „Alternativlosigkeit und Ernst“ die gewohnten Köpfe, die nur noch einen zunehmenden Verlust ihres Erreichten und anwachsende Einschränkungen wahrnehmen, während sich das mentale Gebilde namens „Staat“ gleichzeitig aufrechtzuerhalten meint.

Das Gewohnte hat in seiner Wirksamkeit oder was man zumindest unter „Wirksamkeit“ verstanden hat, jedoch erheblich eingebüßt.

Dass das alles, was sich so über die letzten Jahrtausende an gewohnter Ordnung mit wechselnden Betitlungen seiner Teilnehmer aufgebaut hat, seine bisherigen Eigenschaften „alternativlos“ und „ernst“ verloren hat, ist kaum jemandem wirklich bewusst.

Noch immer wird inhaltliche Veränderung gefordert (z.B. „Ausländer raus“, Preise runter), während prinzipielle Veränderung (die Grundfesten des Systems der alten Ordnung) weiterhin ausbleiben soll. So wird das natürlich nichts.

Mit dem Haben geht nicht nur ein möglicher Verlust einher, sondern verkommt der Planet zunehmend zu einem unwirtlichen Ort, getragen von der Vorstellungen des Einzelnen, dass er ja schließlich auch leben müsse und ja nicht anders könne.

Der Gewohnte, der nur zwischen „Alles oder Nichts“ zu unterscheiden vermag, kennt demnach nur „haben oder nicht haben“, „Leben oder Tod“, „arm oder reich“ usw.

„Alles oder Nichts“, als „endgültiges“ Argument, um weiter am Gewohnten festzuhalten, während er sich im Kern vom Leben abgewandt hat, um seine auf seinen gewohnten Denk- und Verhaltensmustern entstandene, künstlich geregelte Welt auch weiterhin zu favorisieren.

„Ich mache mir auch so meine Gedanken. Ich besitze zwei Paar Schuhe. Eins für den Sommer und eins für den Winter. Zuviel Besitz tut dem Menschen nicht gut. Iss‘ meine Meinung. Dieser Drang, alles haben zu wollen, darunter auch Dinge, die kein Mensch besitzen sollte…“ „So wie Menschen?“ „Das ist ein Beispiel. Aber ebenso Orte oder irgendetwas, was wir uns gefügig machen wollen. Das ist ein Problem, oder? Das kann nicht das Ziel sein.“ „Sie halten den Kapitalismus für das Problem?“ „Nein, die Gier. Das Schema: „Alles oder nichts“. „Lou Solverson“, Fargo, Staffel 2, 2014

Er ist im Grunde ein Opfer seiner eigenen Erziehung, verbunden mit den üblichen, gesellschaftlichen Wertvorstellungen, des im Haben erzogenen Menschen.
Den Weg aus der individuell-gesellschaftlichen Misere hat er noch vor sich. Da wird kein anderer kommen, um ihn aus dieser zu befreien.
Es würde nur andere geben, die über ihn verfügen, um ihm ihr „Lied von der Freiheit“ vorzusingen. Warum?
Weil alles, was er bisher zu lernen vermochte, lediglich dazu diente, das System weiter aufrechtzuerhalten und warum geschieht dies?
Weil sich das System auch seine eigenen Denk- und Verhaltensweisen konstituiert, über die er sich nicht hinwegzuheben gedenkt oder vermag.

Freiheit ist eine Eigenschaft eines einzelnen, sich selbst in Vernunft und Gewissen entwickelnden Menschen und kein Attribut, was man einer Fiktion namens „Staat“ oder einer anonymen Masse nur zu verleihen braucht, damit darin das übliche Spiel weiter getrieben wird.

Wenn sich die Nummer – nebenbei – als immer unmenschlicher entpuppt, so liegt das daran, dass sich der Mensch für seine Rolle, seine Person hält, was demnach bedeutet, dass es besser ist, sich von seinen vielen Rollen zu verabschieden, um selbst Menschlichkeit zu erfahren und das Rollenspiel als solches zu erkennen und ihm eine neue Bedeutung zu verleihen, als aus der gewohnten Sicht des unschuldigen Opfers der Umstände, mit dem „Finger der Schuld“ auf die vermeintlichen Täter zeigend, über die man sich „weiträumig einig“ ist.

Dabei handelt es sich um einen Streich der eigenen Denk- und Verhaltensmuster, die einem den Feind im Gegner erkennen lassen, der jedoch nur eine Erfindung der eigenen Denk- und Verhaltensmuster ist – sie, der Feind selbst sind.

Wo kann man demnach besser einwirken, als bei sich selbst?

Damit zeigt es sich einmal mehr, dass „der Andere“ nicht zuerst damit zu beginnen hat, sondern man selbst.