Italienische Aufklärung: I viaggiatori

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(v1.1) „Videospiele. Das sind so etwas wie Filme. Du kannst kontrollieren, was die Charaktere machen sollen. Kannst du Stunden damit verbringen.“ „Als ob’s vor tausend Jahren war.“ „Los, erzähl‘ ihr davon.“ „Nein.“ „Er macht einen auf dumm. Er ist aber eigentlich ein kleines Technikgenie… wie Elon Musk.“ „Wer?“ „So etwas wie ein Erfinder.“ „Nich‘ so was wie… Er ist ein Erfinder. Er erfindet Dinge.“ „Und?“

„Da stürzt ein Flugzeug ab und du landest im Meer und tief unten…“ „Wer ist „du“?“ „Hängt davon ab, wer spielt. Aber du stürzt ins Meer. Und da is’ne Unterwasserstadt, die heißt „Rapture*“. Die hat ein Kerl errichtet, der… eine völlig… neue Zivilisation gründen wollte. Nur wenn du ankommst, ist es alles andere als der Brüller.

Du findest raus, dass der Schöpfer der Stadt durch und durch böse ist. Er möchte da alle versklaven. Also musst du versuchen von dort abzuhauen.“ „Und das schaffst du?“ „Wenn du gut bist, dann ja. Wenn nicht, stirbst du.“ „Dann stirbst du?“ „Du wirst wiedergeboren. Du fängst das Spiel von vorne an, solange bis du alle Missionen gemeistert hast.“

„Dann sind diese Videospiele bloß Blödsinn… Du hast gesagt, es ist, als ob tausend Jahre vergangen sind. Aber es klingt, als hätte sich überhaupt nichts verändert. Früher war’s die Kirche, heute isses der Duce** und morgen der, der diese Stadt erschaffen hat.“

„Aber das ist nicht echt. Es ist nur ein Videospiel.“

„Aber die Sklaverei ist echt, die gibt es. Und zwar, weil Menschen Menschen unterwerfen.“

Dialog aus „Die Zeitspringer“ (I viaggiatori), 2022

* Das Videospiel heißt „BioShock“.

** Der Film spielt hauptsächlich in der Vergangenheit. Es geht dabei um Faschismus, was jetzt nicht bedeutet, dass der deswegen vorbei ist, weil Hitler und Mussolini schon eine Weile tot sind. Faschismus ist ein Phänomen hierarchischer Organisationsstrukturen, der sich auf gewohnter Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung errichtet.