schaf20 1
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Kurzgebackenes, Kurzgebratenes, Angebranntes

Lesezeit: ca. 8 Minuten

(V1.2*) Über die Jahre begegneten mir sehr viele Menschen, denen die gesamtgesellschaftliche Situation „auf den Sack ging“ und sie waren sehr engagiert, um etwas zu verändern – um aufzuklären. Möglicherweise ist dies noch heute so. Wer weiß es, außer jene selbst?

Die letzten Tage schrieb jemand mehrere längere Kommentare, wo er das auf dem Blog Geschriebene und damit verbundene Sichtweisen kritisierte und seine Haltung auch überzeugt begründete. Zu schade, dass er seine Kommentare unter einem Decknamen und Angabe einer falschen E-Mailadresse schrieb.
Es ist keine Kunst, sich hinter etwas zu verstecken, um von da aus anonym zu agieren. Derjenige war also nicht wirklich „da“.

Die zwischendurch aufgeschnappte „Rückkehr zum Goldstandard“ würde nicht wirklich etwas verändern, da das System nach wie vor auf der Versklavung des Menschen über seinen Glauben, dass „Sichteinlagen“ und mit Zahlen bedrucktes Papier und alles, was man damit tauschen/kaufen kann, basiert. An dieser Stelle findet sich das Wesen heutiger gesellschaftlicher Verwerfungen und damit verbundener Auswirkungen im Umgang mit den Ressourcen der Natur und dem Menschen selbst.
Der Mensch bewegt sich – gelenkt durch seine unhinterfragten Denk- und Verhaltensweisen – im Irrglauben, sich über die Natur und ihre Selbstregelmechanismen erheben zu können.

In den Dialogen der letzten Tage fiel des Öfteren der Begriff „Urvertrauen“.
Etwas später kam dazu der Gedanke, wo der Mensch in der Tat – ich nenne es mal „theatralisch“ – vom „rechten Pfad“ abgekommen ist, was sich nicht einfach auf eine politische Richtung oder eine Ideologie reduzieren lässt.
Im Urvertrauen zum Leben wird der meist junge Mensch durch maßgebliche Beeinträchtigung (Bestrafung, neulich meinte jemand tatsächlich durch „sanfte Manipulation“) in seiner natürlichen Entwicklung, in ein künstliches System aus Vorgesetzten, Vorschriften und Fremdbestimmung im Rahmen wohlwollender „Frei-Zügigkeiten“ und „Privilegien“ überführt.
Sich daraus ergebende Denk- und Verhaltensweisen (u.a. Verdrängungskonzepte) sind dann typisch für das System und damit verbundene Auswirkungen (allg. Unzulänglichkeiten und Verwerfungen), wie sie überall zu beobachten sind.

Nicht wenige „verreißen sich das Maul“ über Dinge, die weit weg von ihnen geschehen, und sie das Gefühl haben, nichts machen können, und durch diese selbstgeschaffene Situation von Machtlosigkeit fortwährend ihre Opferhaltung durch reichlich Klagen und Jammern zum Ausdruck bringen, während das Naheliegende ausgeblendet wird. Es macht wenig Sinn, sich über das, was weit weg ist oder vor Ort nicht vorhanden ist, bemängelnd darüber zu äußern. Warum?

„Die Theorie besagt, dass die Sprache, die man spricht, das Denken prägt.“ Arrival, 2016

Reden ist also auch dazu gedacht, sich selbst umzuprogrammieren. Sehr praktisch.

Wer also „überall“ Probleme zu erkennen meint, frage sich, was ihn das fortwährend so erleben lässt? Das hat jetzt nichts mit ignorieren von „Problemen“ zu tun. Alles, was sich an Unsäglichkeiten präsentiert ist dazu gedacht, hinterfragt und die Ursache offenbart zu werden. Das wiederum bedeutet nicht, dass man anschließend nur die Schuldigen sucht und bestraft, und das war‘s dann. Piffedeckel!

Ein wesentlicher erster Schritt in eine gänzlich neue Richtung zu tun, ist das konsequente Unterlassen von Schuldzuweisung, da diese zu nichts führt. Es ist nur ein Verdrängungskonzept von vielen, von denen es sinnvoll ist, sich davon (für immer) zu verabschieden. Mit der Zeit stellt sich die Selbstreflektion wieder ein und man beginnt die Dinge in einem anderen Licht zu sehen – aus „Problemen“ werden „Herausforderungen“.
Dies erfordert eine gewisse disziplinierte Selbstbeobachtung und man stellt mehr und mehr fest, wann man in diese – gesellschaftlich als „normal“ deklarierten Denk- und Verhaltensweisen – verfällt – bis man den Moment erkennt, wann es passiert. Dann erkennt man auch, wie man es dauerhaft abstellen kann. Es ist sozusagen eine eigenständige Umkonditionierung.
Denn das System ist nicht da draußen, sondern das feine Netz der entstandenen Denk- und Verhaltensweisen, denen man bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt hat. Aus diesen leiten sich die im Außen wahrgenommenen Organisationsstrukturen ab. Hierarchie außen, bedeutet Hierarchie im Inneren – die Beziehung des „Ichs“ über „seinen“ Menschen.

Wer meint überall „Feinde“ erkennen zu wollen, frage sich, warum das so bei ihm ist. Geflüstert: Es sind Projektion auf den vermeintlich als „Feind“ erkannten „Gegner“. Wer dabei anderen dafür die Schuld gibt, dreht sich weiter im Kreis und wird sich in keiner Weise entwickeln. Die wesentliche Frage lautet: Zu welchem Zeitpunkt wurde der „Feind“ geboren? In dem Moment, wenn Sie dies erkennen wissen Sie auch, warum das alles auf diesem Planeten so „schräg“ abläuft.

Mit der Bestrafung des jungen Menschen für eigenständige Entwicklung, gegen die „Gepflogenheiten“ der Autorität, entwickelt der junge Mensch nicht nur eigenständig die bekannten Verdrängungskonzepte.
Darüber hinaus wird sein Urvertrauen zum Leben erschüttert und durch die Autorität und seinem eigenen Entschluss, dem erfahrenen Schmerz aus dem Weg zu gehen, auf eine künstliche Bahn, in eine künstliche Struktur gelenkt. Wie bereits erwähnt.

Diese Struktur ist nicht einfach nur von materieller Natur, weil so mancher meint auf den Tisch klopfen zu müssen, um damit das Ganze weiter rechtfertigen zu wollen.
Es ist eine geistige Struktur, die sich eben aus diesen Verdrängungskonzepten heraus entwickelt, was auch eine unnatürliche Beziehung des Menschen zu seiner eigenen Persönlichkeit („Ich“) mit einschließt. Die größte Täuschung ist dabei, dass der Mensch denkt, er sei sein „Ich“. Man „bescheisst“ sich also die ganze Zeit selbst, solange dies unbetrachtet bleibt.

„Es ist leicht, Leute zu belügen, die sich schon selbst belügen.“ „Mysterio“, Spider-Man – Far From Home, 2019

Der gewohnte Mensch bewegt sich meist im Rahmen vorgegebener Lernmuster, um so auch der Autorität artig Genüge zu leisten, Schmerz zu vermeiden und darüber hinaus weiter von den „wohlwollend überlassenen“ Privilegien zu partizipieren. Im Rahmen der Entsprechung, entwickelt er sich kaum authentisch – geschweige denn, in Vernunft und Gewissen. Letztere beiden sind später die Rechtfertigung für seine Betreuung und Bevormundung, Vorgesetzte und Vorschriften.

„Die meisten Menschen gehen den Weg, den wir für sie vorsehen – zu ängstlich, einen anderen zu erkunden. Aber von Zeit zu Zeit gibt es Menschen wie sie, die alle Hürden überwinden, die wir ihnen in den Weg stellen. Menschen die erkennen, dass freier Wille eine Gabe ist, die man erst nutzen kann, wenn man auch dafür kämpft. Ich glaube, dass ist der wahre Plan des „Vorsitzenden“, dass eines Tages nicht mehr wir den Plan schreiben, sondern ihr.“ Der Plan, 2011

P.S. Nebenbei kam auch der Impuls, das Alte nun sich selbst zu überlassen. So am Rande.