Ein Wort zum Chaos… möglicherweise auch mehr

Lesezeit: ca. 15 Minuten

(v1.1) Bisher habe ich über „Ordnungen“ geschrieben und die Themen kamen in ihrem Sinn dementsprechend „so rein“. Doch wie ist es beim Chaos?

Das Chaos kündigt sich nicht vorher an, es ist einfach da, wirkt sich ordentlich aus und verzieht sich später. Einmal mehr deutlich, dass „Ordnung“ eine mentale Angelegenheit ist, wo man daran erinnert wird, dass Kontrolle und Sicherheit nur Illusionen sind.

„Unwissenheit bewirkt Chaos, nicht Wissen.“ („Ignoranz bewirkt Chaos, nicht Wissen.“) „Lucy Miller“, Lucy, 2014

Mehr noch lautet die Frage, wie man mit „Chaos“ noch umgehen kann, statt es aus der künstlich geschaffenen Realität des Menschen auszugrenzen oder gar in irgendeiner üblichen Weise bekämpfen zu wollen.
Vielleicht ist es nur eine Erscheinung in einem Übergangsprozess zwischen zwei oder mehreren Ordnungsstrukturen. (Anmerkung: Aus Sicht der Rolle eines Fisches erscheint es schwierig zu erraten, wie sich das Aquarium von außen anfühlt, was zudem die Kenntnis über das Vorhandensein eines „Aquariums“ voraussetzt.)

„Die Menschen betrachten sich als einzigartig. Ihre gesamte Existenztheorie beruht auf ihrer Einzigartigkeit. „1“ ist ihre Maßeinheit. Aber so ist es nicht. All unsere Kommunikationssysteme sind nur ein hilfloser Versuch. „1“ plus „1“ gleich „zwei“. Mehr haben wir nicht gelernt.
Aber „1“ plus „1“ war noch nie gleich „zwei“. Tatsächlich gibt es keine Zahlen und keine Buchstaben. Wir benutzen Symbole, um unsere Welt auf menschliche Größe zu reduzieren, damit sie verständlich ist.
Wir haben ein System erschaffen, dass uns das Unergründliche vergessen lässt.“ „Lucy Miller“, Lucy, 2014

Vielleicht ist „Chaos“ auch nur ein anderer Begriff für „unendliche Möglichkeiten“, also das Quantenfeld?

Schaut man sich im Zusammenhang mit „Chaos“ gleichzeitig eine Grundeigenschaft eines Herrschaftssystems an, die „Alternativlosigkeit“ lautet, wo sich die „Welt der Möglichkeiten“ auf all das ausdehnen darf, was das Herrschaftssystem erhält, so kann man darin auch eine gewisse Bemühung um Ordnung erkennen, wo allerdings nur noch von „Freiheiten und Freizügigkeiten“ gesprochen wird.
Das bedeutet jetzt nicht, dass Freiheit und Chaos (also dessen übliche Vorstellung darüber) Händchen haltend ineinander hergehen.

„Freiheiten und Freizügigkeiten“ haben – um dies hier nochmals zu bemerken – nichts mit der Freiheit selbst gemein, mit der sie nur allzu gerne gleichgesetzt/verwechselt werden, mal die „finanzielle Freiheit“ außen vor, die im Grunde nur ein anderer Ausdruck für „Arbeit macht frei“ bedeutet, während andere darüber bestimmen, was die Arbeit wert sei und Technologie den Menschen „frei machen“ soll.
Das Brimborium funktioniert übrigens auch nur deswegen, weil mehrheitlich der anerzogenen Glaube herrscht, dass Geld und Arbeit etwas wert seien, was einmal mehr das Chaos infrage zu stellen weiß.

Der gewohnte Denker, der den Unterschied nicht kennt geht für „Freiheiten und Freizügigkeiten“ auf die Straße, während er davon ausgeht, es ginge um Freiheit.
Letztlich sind „Freiheiten und Freizügigkeiten“ nur von einer künstlichen Autorität wohlwollend zugestandene Privilegien, die – wenn es opportun/notwendig erscheint – auch eingeschränkt oder gar aufgehoben werden können.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich „Freiheit“ einfach nehmen oder gar von seinen ersonnenen Unterdrückern fordern kann. Hier hat sich Martin Luther King geirrt, als er sagte: „Aus schmerzhafter Erfahrung wissen wir, dass der Unterdrücker niemals freiwillig Freiheit gewährt. Sie muss von den Unterdrückten gefordert werden.“

Jedoch lässt sich die Freiheit entfalten, indem man sich selbst dazu entscheidet, sich in Vernunft und Gewissen zu entwickeln – also eine rein individuelle Angelegenheit. Deshalb heißt es ja auch Selbstbestimmung. Wie wäre es demnach damit?

Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freiheit. Gewissen ist zu spüren, was rechtens ist.“

Der Mensch ist nicht frei, gleich wohin er im Universum hinzureisen versucht, da er das System, dessen sicht- und spürbare Auswirkungen er auf diesem Planeten beobachten kann, solange mit sich herumschleppt, bis er es zu betrachten bereit ist, und wo es nicht reicht, sich nur auf „West“ oder „Ost“ zu reduzieren. So nebenbei.

Wenn hier und da die Meinung herrscht, es handele sich schließlich um „ein freies Land“, während man anderen die damit verbundenen Werte aufzudrücken versucht, vielleicht sogar mit dem Gedanken, dem Chaos entgegenzuwirken, so sind jene selbst nicht frei, weil sie von ihren Denk- und Verhaltensmustern beherrscht werden. Der Esau-Segen lässt schön grüßen.

Nicht viel anders ist es, wenn von einem „souveränen Staat“ gesprochen wird, während DARIN die übliche Nummer individuell-gesellschaftlicher Selbstversklavung und -ausbeutung abläuft – selbst wenn sie von der Mehrheit anerzogen toleriert wird. Das wäre nur die übliche „Umhüllungsmasche“. Auch das nur nebenbei.

Die sich dabei stellende Frage lautet, wie lernt man mit dem „Chaos“ umzugehen, statt es aus der künstlich geschaffenen Realität des Menschen und seiner gewohnte Denk- und Verhaltensmuster zu verbannen oder gar nur symptomorientiert bekämpfen zu wollen. Eines ist dabei sicher: Es benötigt eine andere Bedeutung, als die gewohnte.

Mehr oder weniger erscheint die alte Ordnung zumindest den Sinn gehabt zu haben, um auf irgendeine Weise dem Chaos „Herr zu werden“, sich zu erheben, indem man ihm eine lange Zeit eine den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern entsprechende „Ordnung“ entgegensetzte, um dem Chaos auf irgendeine Weise Einhalt zu gebieten, um es jedoch aus der „normalen Realität“ verbannen zu wollen. Zumindest fühlt es sich auf dem ersten Blick so an.

„Behauptung: Als Chaos erscheint Selbiges nur deswegen, weil die gewohnten Vorstellungen des Menschen und seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster es zu kontrollieren versuchen.“

Zunächst erschien alles irgendwie „geregelt“, lief „geschmeidig“ und was nicht „ins Bild passte“, wurde auf irgendeine Weise beseitigt (verdrängt).
Doch je komplizierter alles wurde, desto mehr traten auch „Probleme“ (Symptome) zu Tage und es schien notwendig, diese entsprechend zu behandeln, zu kontrollieren, was auf lange Sicht zu einer Systeminsuffizienz führt.

Reklame: „Unwissenheit bewirkt Chaos, nicht Wissen.“ („Ignoranz bewirkt Chaos, nicht Wissen.“) „Lucy Miller“, Lucy, 2014

Nebenbei: Die Mehrheit aller gewohnt geprägten Menschen lässt sich nur deswegen „gut händeln“, weil sie von den wesentlichen Denk- und Verhaltensmustern gleichgeschaltet sind: in Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung.

„Krise ist jener Zustand, wo bisherige Denk- und Verhaltensmuster – in gewohnter Erwartung – zu keinen wirksamen Ergebnissen mehr führen.“

Schon interessant, wenn sich eine Organisation „Freiwillige Selbstkontrolle“ nennt, während sie darüber bestimmt, was für andere „gut und richtig“ sein soll. Fiel mir gerade so ein.

Wird die „gewohnte“ Ordnung durch ein plötzliches Chaos in Form eines jungen Menschen durchbrochen, der bisher wenig Erfahrung gemacht hat, was „Ordnung“ angeht, so ist es dennoch interessant zu beobachten, was insgesamt dabei geschieht und auch mit einem selbst, wie es entbrennt, zerrt, sich auszubreiten meint, während der junge Mensch es als Spiel erlebt.

An eine Ordnung gewöhnt, erscheint es deswegen ja auch so nervig, fällt es dementsprechend auf, wenn die damit verbundene „Ruhe“ eben mal fix „durchbrochen“ und so „auf den Kopf gestellt“ wird.

Interessant, dass mir nur wenige Tage zuvor genau der Gedanke durch den Kopf gegangen ist, was die gewohnte Ruhe wohl stören würde.

Das Chaos ist nicht wirklich weg, sondern der Mensch reduziert die Wirklichkeit auf eine für ihn verständliche/erfassbare Realität.

„Die Menschen sind seltsam. Sie denken Ordnung und Chaos wären im Grunde genommen Gegensätze und wollen das Unkontrollierbare kontrollieren. Doch es liegt Anmut in ihrem Scheitern.“ „Vision“, Avengers: Age of Ultron, 2015

Wie lernt man also mit dem Chaos umzugehen?

Zunächst erscheint es sinnvoll, es als Erscheinung des Lebens zu akzeptieren.

Gewohnte Erziehung junger Menschen führt zu gewohnten Denk- und Verhaltensmustern, Konventionen, üblichen Wertvorstellungen und Organisationsstrukturen, diese hauptsächlich bekannt in Form der „Hierarchie“. Staat dies unbesehen weiterzuführen, dient das System der alten Ordnung, dazu es infrage zustellen oder sich weiter als Anhänger bis zum letzten Tag seiner Existenz zu outen.

Alles was dabei nicht in dieses Konzept und damit verbundene „Abrichtung“ passt, wird als „schwer erziehbar“, mitunter als „anarchisch“ und „antiautoritär“ deklariert.
Erkennbar, dass sich die übliche Diskussion und damit verbundene Rechthabereien im gewohnten Hin und Her bereits in ihren Startlöchern räkelt.

Von Vernunft und Gewissen zu sprechen, ist nicht einfach nur graue Theorie, sondern geschieht sicht- und spürbar durch eigenes er- und vorleben – vorausgesetzt man ist sich sowohl der Bedeutungen und damit verbundene Auswirkungen bewusst.

Die Aussage: „Es ist vernünftig, viel Geld auf dem Konto zu haben“, erfüllt nur bedingt die Bedeutung von Vernunft, mehr ist es nur die eigene Offenbarung gewohnter Orientierung an Besitz und Eigentum – zwei als real erachtete Illusionen der alten Ordnung, um die Masse und damit verbunden gedachtes Chaos im Zaum halten zu wollen. (Anmerkung: Es klingt schon irgendwie nach einem Nachruf.)

Vernunft ist ein Prozess, den es in sich selbst zu entwickeln und zu kommunizieren gilt, logisch, klar und was er für den Menschen und sein Umfeld bedeutet. Entwicklung deshalb, weil der Mensch lediglich in Vernunft und Gewissen begabt ist, also die Anlagen dafür gegeben sind.

Gern versucht man sich heute darin, den „Ungestümen“ mit pharmazeutischen Mitteln beikommen zu wollen, was natürlich auch die Implementierung eines Geschäftsmodells mit sich bringt und wo nur die Symptome – „jedoch dauerhaft“ – behandelt werden. Also nur das übliche Getue.

Da sich das Ungestüme aus entsprechenden Denk- und Verhaltensmustern heraus ergibt, jedoch gleichzeitig auch ein hohes Interesse beim jungen Leben vorliegt, die Welt durch Beobachtung und Getanem zu erfahren, was läge näher, statt das junge Leben wie gewohnt zu behandeln, ihm besser auf Augenhöhe zu begegnen, schließlich war man selbst mal Kind, um ihm einige wesentliche Aspekt des Lebens zu vermitteln.
Dies, statt nur ihm nur das vom Menschen auf der Basis seiner Denk- und Verhaltensmuster entstandene System gesellschaftlicher Selbstunterdrückung mit seinen üblichen Wertvorstellungen aufzubürden, um letztlich selbst nur Ruhe haben zu wollen.
Letzteres geht früher oder später nach hinten los.

Dass es auch anders geht, zeigt sich hier:

„Du, Papa? Du hast doch gerade die Avocado gekauft.“ „Ja.“
„Und nun hast du den Kern gepflanzt.“ „Ja.“
„Und sicher willst Du, daß auch etwas wächst.“ „Ja.“
„Und wenn es dann gewachsen ist, dann willst du sicher auch ernten.“ „Klar, deshalb habe ich das auch gemacht.“
Mein Sohn umfasste meinen Oberarm, schaute mir in die Augen und sagte leise: „Papa, das hast du gut gemacht.“
Ich fühlte mich geschmeichelt und da umfasste er plötzlich nochmals meinen Oberarm, schaute und sagte: „Das ist aber auch wiederum schlecht.“
Ich war sichtlich verwirrt und fragte warum. „Weil der Mann, der dir die Avocado verkauft hat, kein Geschäft mehr mit dir machen kann.“ Dialog mit „meinem“ Sohn Maximilian (12/13 Jahre alt)

Über das was ist, mag ich sagen, „es ist gut“, statt „es wird gut“. Denn die Welt begegnet einem in der Weise, wie man sie betrachtet und wie man darauf reagiert – besser: mit welchen Denk- und Verhaltensmustern man sie betrachtet.

„Wenn in einer Familie die Regel aufgestellt wird, dass „die da draußen“ alle sowieso „dumm“ sind, um sich selbst emporheben zu wollen, und „mit Nachdruck“ die Ordnung verteidigt wird, lohnt es sich in jedem Fall für das eigene Seelenheil, jene Ordnung infrage zu stellen, was zur eigener Veränderung führt und sich später wiederum auf das Umfeld auswirkt.

Es geht nicht einfach nur darum, die Dinge gewohnt nur zu beklagen und sich in der Rolle des unschuldigen Opfers der Umstände“ zu wähnen.

Die ganze Nummer findet letztlich nur im Kopf statt, während man die Rückmeldungen anhand sicht- und spürbarer Auswirkungen gesellschaftlichen Handelns wiederum erfahren kann.

Letztlich handelt es sich bei der von Menschen gemachten Ordnung nur um eine rein mentale Angelegenheit, wo „die Grundregeln der gewohnten Ordnung“ durch die übliche Erziehung in irgendeiner Weise „vermittelt“ werden und selbst nicht sichtbar sind.

Eines ist dabei gewiss: Man hat Einfluss darauf, ob man einmal mehr einen Untertanen oder einen sich selbst entwickelnden Menschen auf den Weg ins Leben begleitet.

Nicht einfach nur „entweder…oder“…

Querverweis:

Chaos, ein Universum der Möglichkeiten?